Szenengerüst – Vorbereitung für das Schreiben

Ihr Lieben, ich entwickle gerade ein Szenengerüst zur Vorbereitung auf das Schreiben. Ich habe gemerkt, dass ich mich beim reinen schreiben der Szene immer auf zu vieles konzentrieren musste. Das war nicht nur anstrengend, sondern hat den Schreibfluss oft unterbrochen. Also habe ich ein Szenengerüst entwickelt, um vorher schon einiges festzulegen. Bisher habe ich folgenden Aufbau:

Aus welcher Situation kommt die Figur?

Welche Emotionen hat die Hauptfigur in der Szene?

Welche Stimmung herrscht ggf. bei den anderen Figuren?

Ist es eine zufällige oder geplante Situation in dieser Szene?

Wo findet die Szene statt?

Welche Atmosphäre herrscht dort und warum?

Welche Komponenten könnten die Atmosphäre und die Emotionen unterstreichen? (Hier auch an extreme Gegensätze denken)

  • Wetter:
  • Lichtverhältnisse:
  • Räumlichkeiten:
  • Einengende oder weite Kulisse:

Wonach riecht es?

Was für Geräusche gibt es?

Welche Farben dominieren?

Was löst die Umgebung bei der Figur aus?

Was wird die Figur erfahren, was sie vorher nicht wusste?

Welche Szene folgt?

Wird es eine zufällige oder geplante Situation?

Wie geht es der Figur am Ende der Szene?

Was hat sie Neues erfahren?

Was hat sich in ihrer inneren Einstellung verändert?

Schreibt mir, ob ihr mit ähnlichen Instrumenten arbeitet und/oder was ihr bei diesem Gerüst noch ergänzen würdet. Und meine lieben Leserinnen und Leser: Wodurch wird für euch eine Szene lebendig? An was erinnert ihr euch hinterher besonders? Ich freue mich auf eure Mails:

InasPostkasten@ina-steg.de

Von einem Einkaufszettel im Park und seinen Geschichten

 

 

Eine Geschichte entsteht manchmal nur durch eine Gegebenheit, durch einen bestimmten Moment. So war es auch mit „Letzte Zutat Liebe“.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich mag die Einkaufszettel von anderen. Wenn ich einen im Einkaufswagen finde, schaue ich ihn mir an, betrachte die Art des Papiers, fahre die Handschrift mit der Fingerspitze entlang und studiere die Liste darauf. Ich stelle mir vor, wie die Verfasserin oder der Verfasser sie geschrieben hat und wofür. Manche Zettel sind sehr schlicht gehalten, einige detailliert, fast alle sind mit Kugelschreiber verfasst und oft auf kleinen weißen Notizzetteln aus einem Block. Ich lege die Zettel immer zurück, vielleicht schaut sie sich jemand anderes ja genauso gerne an wie ich.
Wenn ich spazieren gehen, schaue ich meist auf den Boden, auch wenn ich die Bäume und die Wolken liebe, halte ich gern Ausschau nach Steinen. Im März 2016 ging ich durch einen kleinen Park in der Nähe meiner Wohnung und sah etwas Weißes aufblitzen. Es war ein Zettel. Ich betrachtete ihn genauer, es war ein Einkaufszettel. Dafür, dass er auf der Erde gelegen hatte, war er kaum verschmutzt. Ich setzte mich in die Sonne und betrachtete ihn lange. Ich fragte mich, ob ihm jemand aus der Tasche gefallen war? Ich fand den Fundort ungewöhnlich, im Park zückt man selten seine Geldbörse. Der Knick in der Mitte war stark ausgeprägt, so als habe das Papier etwas länger in dieser Position verharrt. Vielleicht hatte ihn jemand eine Zeit lang in der Hosentasche?
Es war schön, was dieser Zettel alles in mir auslöste und zu welchen Fragen er mich verleitete. Die Zutaten schienen für ein umfangreiches Gericht zu sein, vielleicht sogar geplant für einen Besuch oder eine kleine Feier. Mir gefiel die Handschrift, besonders das große „K“ und das „L“, sie waren wie kleine Kunstwerke. Ich mochte den „Filzkleber“, der inmitten der Lebensmittel auftauchte, er tanzte so herrlich aus der Reihe, zudem schien er, so wie das Wort “Bananen”, von jemand anderem dazu geschrieben worden zu sein.
Ich behielt den Zettel und in den darauffolgenden Tagen schweiften meine Gedanken immer wieder ab. Hätte ich die Möglichkeit gehabt, der Verfasserin oder dem Verfasser ein paar Fragen zu stellen, hätte ich sie gerne genutzt. Wer weiß, was für eine Geschichte ich zu diesem Zettel erfahren hätte? Was mir persönlich nicht gelang, ließ ich meine damalige Hauptfigur, die neugierige Astronautin Laura erleben. Sie fand einen Zettel, folgte seiner Spur und traf auf die Köchin June. So entstand nach und nach ihre gemeinsame Geschichte. Was scheinbare Kleinigkeiten auslösen können, fasziniert mich immer wieder, ich denke, dass es sich lohnt, ihnen Aufmerksamkeit zu schenken.

Hier geht es zu “Letzte Zutat Liebe”: https://ylva-verlag.de/buecher/letzte-zutat-liebe/

Bildrechte: (1) K. Salamon; (2) I. Steg.

Ein Gespräch mit Ulrike Dietmann

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       “Trau dich was!”

 

 

 

 

 

Ulrike Dietmann veröffentlicht Ratgeber und Geschichten, die Leserinnen und Leser dazu bringen, sich auf eine Reise zu begeben, hin zu sich selbst. Nach dem Studium der Philosophie, Theaterwissenschaften, Publizistik und dem Szenischen Schreiben arbeitete die Bad Mergentheimerin als Freie Autorin, schrieb Hörspielgeschichten, Heftromane, Drehbücher und für das Theater. Schon bald half sie anderen Autorinnen und Autoren als Schreibdozentin und -coach und gründete 2008 die „Pegasus-Schreibschule“. Um jedem einen besonderen Weg zu ebnen, einen Pfad zu seiner Authentizität und seinen Gefühlen zu finden, widmet sich Dietmann der pferdegestützten Persönlichkeitsentwicklung. Im Rahmen ihres Unternehmens „Spirit Horse“ bietet sie Workshops an; im Jahr 2009 gründete sie zudem den Verlag „Spiritbooks“. Im Netz findet man Informationen über sie auf ihrer Homepage oder bei Facebook.

Liebe Ulrike, deinem Ratgeber „Heldenreise ins Herz des Autors – Das Handwerk der Inspiration“ hast du folgendes Zitat von Rumi aus dem 13. Jahrhundert vorangestellt:

Klammere dich ans Verrücktsein

Konventionelle Meinungen sind der Ruin unserer Seele,

etwas Geliehenes, das wir mit Eigenem verwechseln.

Da ist es besser, nichts zu wissen;

klammere dich lieber ans Verrücktsein.

Lass die Sicherheit fahren

und sei zu Hause unter den Gefahren.

Lass den guten Namen hinter dir

und nimm die üble Nachrede hin.

Ich habe lange mit vorsichtigen Gedanken gelebt;

jetzt werde ich verrückt werden.

… was bedeuten dir diese Zeilen?

Sie drücken im Wesentlichen das aus, was ich vermitteln möchte. Ich denke, dass viele Menschen mehr wagen und sich trauen sollten, freier zu denken. In jedem von uns steckt ganz viel Potenzial, mehr als man ahnt. Das würde hervorgebracht, wenn man die gewohnten und vorgeschriebenen Pfade verließe und sich traute wilder und verrückter zu sein.

Spiegelt sich diese Zurückhaltung auch bei den deutschen Autorinnen und Autoren wider?

Ja, leider. Ich erlebe das vor allem bei meinen Reisen durch viele verschiedene Länder, denn ich entdecke dort Texte und Geschichten, die nicht nach einem bestimmten Schema geschrieben wurden. Die deutschen Schriftstellerinnen und Schriftsteller sind da eher zurückhaltend. Ich könnte mir vorstellen, dass unsere Literatur davon aufleben könnte und vor allem in anderen Ländern wieder mehr auffallen würde.

Dann würde man als Autor jedoch auch die Angst besiegen müssen, nicht markttauglich zu sein.

Das wichtigste ist, dass die Leser berührt werden. Die Kraft einer Geschichte, eines Textes entwickelt sich nur dann, wenn die Autorin oder der Autor beim Schreiben authentisch war. Wenn er oder sie sich ganz und gar mit dem Thema identifiziert und beschäftigt und mit Leidenschaft und Liebe alles dafür tut, die Worte und seine Botschaft für andere auf das Papier zu bringen, dann wird der Text einen Weg zu seinem Leser finden.

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Warum hast du vor acht Jahren die Pegasus Schreibschule gegründet?

 

 

Ich wollte einen schönen Ort schaffen, an dem kreatives Potenzial frei fließen kann. Ich halte nicht so viel von den klassischen Lernzimmern, bei mir gibt es bequeme Sofas und bunte Stühle und wir gehen zwischendurch raus in die Natur. Durch die Coachings und Workshops möchte ich jedem etwas mitgeben, das er für sich nutzen kann. Ich kann mir in dieser Zeit den einzelnen Menschen anschauen und individuell auf ihn eingehen. Wir sind bei den Workshops meist neun Leute, jeder bringt seine persönlichen, speziellen Ideen mit, die wir vor allem nach dem Modell der Heldenreise ausbauen. Jeder hat eine ganz eigene Stimme und Botschaft und mir ist es wichtig, diese auszugraben. Ich denke, es ist für jeden gut, einen Lehrer zu haben, das erleben wir in vielen Bereichen unseres Lebens. Manchmal kann nur jemand Außenstehendes die Probleme erkennen und benennen oder das Potenzial bestimmter Ideen greifbar machen und dadurch die Entwicklung beschleunigen.

Könntest du das Modell der Heldenreise erläutern?

Die Heldenreise ist ein geniales Modell des Geschichtenerzählens. Damit kann jeder Autor in recht kurzer Zeit lernen, Geschichten zu erzählen, die garantiert spannend sind. Die Heldenreise führt die Hauptfigur durch eine Entwicklung, in der sie eine wahre Veränderung erfährt. Das ist der Kern aller echten Geschichten. Die Heldenreise wird auch in der Persönlichkeitsentwicklung verwendet und ist das effektivste und nachhaltigste Modell für Veränderung, das ich kenne. Sie hört nie auf, mich zu faszinieren. Die Heldenreise beschreibt die Grundstruktur von Geschichten, wie sie zu allen Zeiten in allen Kulturen erzählt wurden. Sie ist deshalb so erfolgreich, weil sie die einzelnen Stadien beschreibt, die die menschliche Psyche durchläuft, wenn sie sich verändert.

Seit 2008 bietest du im Rahmen deines Unternehmens Spirit Horse die spirituelle Persönlichkeitsentwicklung mit Pferden an. Im Umgang mit den Tieren kommt das eigene Innere zum Vorschein. Warum ist das so?

Tiere reagieren auf das Authentische in einem Menschen. Die Pferde nehmen nur Kontakt auf, wenn du ganz und gar du selbst bist, sie zeigen dir den Unterschied zwischen wahrem Sein und falschen Selbst, denn du kannst ihnen nichts vormachen. Pferde erkennen das Lebendige in dir und antworten darauf. Die Begegnungen mit den Pferden laufen für jeden unterschiedlich ab, es sind ganz persönliche Erfahrungen, die dich auf die unterschiedlichsten Weisen stärken.

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Viele deiner Erkenntnisse gibst du auch in Ratgebern wieder. Deine Bücher erscheinen mittlerweile in deinem eigenen Verlag Spiritbooks, das Kernteam besteht aus vier Leuten sowie zwanzig Autorinnen und Autoren. Was hat dich motiviert, es mit einem eigenen Verlag zu versuchen?

 

 

Als ich mich mit den Möglichkeiten beschäftigte, was dieses selbstbestimmte Arbeiten bedeutet, habe ich eine große Befreiung und Freude erlebt. Für alles rund um ein Buch verantwortlich zu sein, für den Inhalt, den Titel und das Cover und für die Autorinnen und Autoren da sein zu können, bringt besondere Erfahrungen und viele schöne Momente mit sich. Und manchmal erreichen mich Texte, die für andere Verlage nicht lukrativ genug wären. Ich freue mich, dass ich diesen Schriftstellern eine Plattform geben kann.

Werfen wir einen Blick hinter die Kulissen, wie entsteht bei euch ein Cover?

Ganz oft haben die Autorinnen und Autoren schon eine eigene Vorstellung davon, diese ergänzen sie dann mit eigenen Fotos; manche kennen auch Malerinnen oder Maler und sie finden Bilder, die zu ihren Texten passen. Wir schauen gemeinsam, welches Bild die emotionale Botschaft am besten rüberbringen kann. Die Entwicklung von Covern ist spannend, denn dabei passieren manchmal unvorhersehbare Dinge. Die Cover fliegen einem regelrecht zu. Wir hatten das Cover für mein Buch „Das Medizinpferd“ schon festgelegt. Kurz darauf klingelte es an meiner Haustür und die Malerin Daniela Roßner fragte mich, ob sie mir ihre Mappe zeigen könnte und mein Cover lag plötzlich vor mir.

Du schreibst jedes Jahr ungefähr zwei Ratgeber, gibst um die fünfzehn Workshops und einzelne Coachings und bildest Trainer in der Heldenreise mit Pferden aus. Wie geht deine Reise weiter?

Im Augenblick entsteht mein erster Online-Lernkurs und ich bin dabei, Filme für YouTube zu machen. Ich bin fasziniert von den vielen Möglichkeiten, die die Entwicklung der Technologie bietet. Da ich ein Mensch mit einer Mission bin, sucht etwas in mir immer nach neuen Wegen, Menschen zu erreichen. Das ist meine Natur: andere zu berühren, Menschen zu begegnen und mit ihnen zu wachsen. Das macht mich glücklich.

Herzlichen Dank für das Gespräch.

 

Bildrechte: Ulrike Dietmann

 

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Veröffentlichungen (eine Auswahl)

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Lieben und Frei sein (2016)

 Reise in die innere Wildnis – Urkraft für den Alltag (2015)

Epona – Die Pferdegöttin (2013)

Heldenreise ins Herz des Autors – Das Handwerk der Inspiration (2012)

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Mehr bei: “Spiritbooks”

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Ein Gespräch mit Franziska Kirchhoff

Kirchhoff

“Das Lektorat hat mich sehr gefordert. Durch die Flut an Feedback, habe ich mich zunächst völlig weggespült gefühlt.”

 

 

 

 

Franziska Kirchhoff hat im Frühjahr diesen Jahres ihren Debüt-Roman „Neustart Berlin“ im Ylva Verlag veröffentlicht. In der gefühlvollen und abwechslungsreichen Geschichte geht es um die Turbulenzen eines Neuanfangs, die Unsicherheit beim Kennenlernen eines neuen Menschen und das Entdecken intensiver Gefühle.

In ihrer Freizeit ist die Wahlberlinerin oft mit ihrem Hund Rudi in der Natur unterwegs und erkundet bei langen Spaziergängen vor allem abgelegene Orte. Zudem geht sie gerne joggen, besucht ihre Familie oder trifft sich mit Freunden, zum Beispiel zum gemeinsamen Karaoke-Singen. Ideen für ein neues Schreib-Projekt gibt es bereits, an dem sie vor allem in den frühen Morgenstunden arbeitet.

 

Vielen Dank, dass du dir Zeit für das Interview nimmst. Erzähl doch mal ein wenig über dich, wer bist du, was machst du, wo findet man dich im Netz?

Da startest du zielsicher mit der schwierigsten Frage! Wer bin ich – und wenn ja wie viele?

Ich bin Franziska, die magische 30 habe ich bereits hinter mir gelassen. Wenn ich nicht Unternehmen in Marketing-Angelegenheiten berate, bin ich mit meiner Frau und unserem Hund Rudi zusammen. Seit 2011 leben wir in Berlin. Ich mag die Anonymität der Großstadt, die hat mir in dem kleinen Ort in Brandenburg, wo ich aufgewachsen bin, gefehlt. Was mich immer noch mit diesem Ort verbindet, ist meine Familie – die steht für mich über allem – und die Natur. Ich mag Aktivität, bin aber wenig spontan. Ich treib gern Sport, passe mich aber ungern dem Tempo anderer an. Ich bin sehr kritisch, aber keine Angst – am meisten mit mir selbst. Im Netz findet man mich bevorzugt auf Facebook. Ich freue mich über jeden Like für meine Autorenseite und weiß ehrliches Feedback wirklich sehr zu schätzen!

Wie lange schreibst du schon?

Angefangen hat das in der ersten Klasse, mit dem ABC. Mein Schriftbild ist in etwa auf diesem Stand geblieben. Ich hatte schon immer eine recht blühende Phantasie. In der Grundschule habe ich begonnen, meine erste Geschichte aufzuschreiben. Ich bin mir nicht sicher, ob ich bis zum Ende durchgehalten habe. Falls ja, gab es sicherlich ein Happy End – und vermutlich auch ein Einhorn. Dann hatte ich eine Durststrecke, die von der schlimmen Phase der Pubertät unterbrochen wurde. In dieser Zeit habe ich mich an Gedichten versucht. Es ging um Weltschmerz, verschmähte Liebe und glücklicherweise auch irgendwann um das Geschenk der Gefühlserwiderung. Dann kam wieder eine Weile nichts – das Gefühl musste ja schließlich ausgekostet werden. Während des Studiums kehrte irgendwann meine Lust am Schreiben zurück. Nach ein paar eher privat motivierten Kurzgeschichten entstand schließlich „Neustart Berlin“ bzw. „Einfach ein Gefühl“ – so lautete der ursprüngliche Arbeitstitel.

Wodurch hast du deine Leidenschaft für das Schreiben entdeckt?

Am Anfang war das Schreiben ein Ventil für mich. Ich habe Tagebuch geführt, dadurch Erlebnisse besser reflektiert und erkannt, dass es mir gut tut, mich auf diese Weise mit mir selbst auseinanderzusetzen. Mir fiel es schon immer sehr viel leichter Gefühle schriftlich auszudrücken. Inzwischen ist das Schreiben für mich zu einer Art Auszeit geworden. Ich tauche dann in eine ganz andere Welt ein. Plötzlich geht es nicht mehr um mich, meine Probleme oder Erlebnisse. Mich gedanklich und emotional komplett auf diese Phantasie einzulassen, gibt mir neue Energie, macht mich ganz munter und beflügelt so wiederum meine reale Welt.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit dem Ylva Verlag?

Ich würde sagen, es war Glück in letzter Minute. Ich hatte Kontakt zu mehreren Verlagen, die unterschiedliche Bedingungen an eine Zusammenarbeit stellten. Teilweise konnte oder wollte ich dem nicht gerecht werden. Ich stand kurz davor, mein Manuskript im Self-Publishing herauszubringen. Dann kam die Zusage vom Ylva Verlag und hier stimmte glücklicherweise alles: mein Gefühl und die Vertragsbedingungen.

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Was hast du beim Lektorat über deinen Schreibstil gelernt? Kam neuer Input hinzu bzw. Vorschläge, die du beim nächsten Projekt intensiv umsetzen wirst?

Das Lektorat hat mich sehr gefordert – als Autorin, aber auch als Mensch. Da kam auf einmal so eine Flut an Feedback, dass ich mich zunächst völlig weggespült gefühlt habe. Ich musste erst lernen, dass ich mein Buchstaben-Baby nicht beschützen muss. Nachdem ich Denise, meine Lektorin, kennengelernt habe, wurde alles viel leichter. Wir haben Szenen gekürzt, umgestellt und einige neue Übergänge geschaffen. Ich neige dazu, Szenen zu schnell auszublenden, meine Kopfkamera springt einen Tick zu voreilig ins nächste Bild. Diese Erkenntnis ist eine von vielen, die ich in zukünftigen Projekten beherzigen werde.

Wie integrierst du das Schreiben in deinen Alltag?

In der Regel klingelt mein Wecker um 5 Uhr. Da ich kein Snoozer bin, springe ich dann auch sofort aus dem Bett – in regen Schreibphasen sogar höchst motiviert. Um in einer Arbeitswoche auch privat kreativ und produktiv zu sein, nutze ich die Morgenstunden. Ich brauche Ruhe und muss geistig noch ganz unverbraucht sein. Nach der Arbeit bin ich nicht mehr in der Lage auch nur einen geraden Satz zu denken. Am Wochenende fällt es mir verrückter Weise schwerer mir diesen Freiraum zu schaffen oder die Selbstdisziplin aufzubringen, um mich mehrere Stunden vor den Rechner zu klemmen.

Wie viel Zeit investierst du pro Woche ins Schreiben?

Das ist ganz unterschiedlich. Es gab Zeiten, da schrieb ich jeden Morgen ein bis zwei Stunden. Momentan befinde ich mich allerdings in einer schreibfreien Phase. Das ist aber nicht untypisch für mich, da sich mein Fokus immer mal wieder verschiebt. Ich habe das nächste Projekt schon fest im Blick, mir fehlt nur noch der letzte Motivationsschub.

Wie entsteht bei dir eine Geschichte, von der ersten Idee bis zum fertigen Text?

Hm. Ich wünschte, ich wüsste das so genau. Häufig komme ich gar nicht weiter als bis zur ersten Idee. Die ist dann aber auch wirklich der Anfang der Geschichte, wäre also quasi das erste geschriebene Kapitel. Gedanklich stehen die Ausgangssituation und zumindest die Charakterzüge des Hauptprotagonisten fest, bevor ich Entwicklungsszenarien durchspiele. Ich grübele oft schon sehr detailliert über Szenen oder Dialoge nach – lange bevor ich das erste Wort geschrieben habe. Wenn ich dann endlich zu schreiben beginne, entwickelt sich eine ganz eigene Dynamik, die ich gar nicht wirklich kontrollieren kann. Häufig wird alles, was ich in meinen Gedankenexperimenten schon beschlossen hatte, komplett über den Haufen geworfen und neu kreiert. Die nächste Session beginnt immer damit, dass ich das zuletzt geschriebene lese und überarbeite. Danach bin ich wieder ganz in dem Gefühl drin und kann weiterschreiben. Leider muss ich zugeben, dass es für mich keinen wirklich finalen Text gibt. Würde man mir „Neustart Berlin“ zum Editieren reichen, würde ich mit Sicherheit Änderungen und vermeintliche Verbesserungen vornehmen.

Wodurch formst du dein Schreiben? Liest du zum Beispiel Schreibratgeber, oder bist du in bestimmten Foren unterwegs?

Am Anfang habe ich mich durch ein paar Foren und Blogs gelesen. Aber ich bin kein rationaler Theoretiker. Ich muss selbst erleben, was bewusst eingesetzte Schreibtaktiken mit mir als Leser machen. Daher hat sich meine Art des Lesens verändert. Ich achte mehr auf Erzählperspektiven, Figurenentwicklung und das Verhältnis zwischen beschreibenden Passagen und Dialogen. Trotzdem fällt es mir schwer, mich in meinem Schreib-Flow zu bremsen, das Bauchgefühl kurz auszuschalten und stattdessen den eigenen Text analytisch zu bewerten. Glücklicherweise habe ich einen besten Freund, der meine Texte leidenschaftlich gern auseinanderpflückt.

Möchtest du deinen Leserinnen und Lesern noch etwas mitteilen?

Ich liebe es, wenn mich eine Geschichte richtig packt und ich in Lesepausen oder nach dem Auslesen noch ein wenig die Emotion der Story in mir trage oder sich meine Gedanken verselbstständigen und weiter um die Handlung kreisen. Daher wünsche ich den Leserinnen und Lesern ganz viele solcher tollen, einnehmenden Lesemomente und würde mich freuen, mit meinem Schreiben etwas dazu beitragen zu können. Übrigens bin ich sehr neugierig auf die „Neustart Berlin“ Leseerfahrungen – also gern her damit!

Bildrechte: Franziska Kirchhoff

 

“Willst Du mit mir …” Resümee zum Schreibprojekt

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Zwei Autorinnen,

eine Geschichte – ein Experiment: Das Resümee

 

 

Genau vor einem Jahr, im November 2014, schrieben wir die ersten Sätze unserer gemeinsamen Geschichte und starteten damit ein Schreibprojekt, das uns viele Monate begleitete.
Alles begann mit der Frage von Ina an Anna: „Willst Du mit mir schreiben?“
Nun haben wir in einem Gespräch ein Resümee aus den Erfahrungen gezogen, an denen wir andere gerne teilhaben lassen möchten.

Ina: Immer mal, wenn ich abgedruckte Briefwechsel zwischen Künstlern las, war ich fasziniert davon, wie diese durch ihren Austausch inspiriert wurden, worüber sie diskutierten und stritten und wie sich ihre Art zu Schreiben im Laufe der Zeit veränderte. Anna Thur kannte ich seit einiger Zeit über Twitter. Ich hatte schon Geschichten von ihr gelesen und redigiert und immer wieder merkte ich danach, dass etwas ihres Erzähltons in mir nachschwang. Ich stellte mir die Frage, ob es klappen könnte, gemeinsam eine Geschichte zu schreiben. Also fragte ich sie.

Anna: Wenn ich an die Situation denke, muss ich heute noch schmunzeln. Auf der einen Seite hatte ich ein supergutes Gefühl bei Ina, aber zu dem Zeitpunkt war sie ohne ein Gesicht und mit dem Namen Yeeaaaahhrr unterwegs. Das machte es ‚spannend‘ …

Ina: Ach ja, das war noch meine Findungsphase auf Twitter. Anna hat später mal gesagt, dass sie ein gutes Bauchgefühl gehabt hätte und ich finde es total schön, dass sie dem gefolgt ist. Mir hat es auch wieder gezeigt, dass man trotz der weitverbreiteten Anonymität in den Sozialen Medien neue Leute kennenlernen kann, man braucht halt etwas Mut und Geduld.

Was gab es für Überlegungen und wer schrieb den Anfang?

Anna: Nach dem Beschluss, dass wir zusammen schreiben, kam erst mal die große Frage: Wie jetzt eigentlich? Wie geht das, was brauchen wir? Wir haben uns öfter geschrieben, uns herangetastet und wussten trotzdem erst nicht so richtig, wie wir anfangen sollten.

Ina: Wir stellten zunächst einige Regeln auf, zum Beispiel, dass jede bei ihrem Part minimal einen Absatz, und maximal eine Seite schreiben sollte.

Anna: In einem Worddokument haben wir uns ausgetauscht, Fragen formuliert, Dinge, wie zum Beispiel die Regeln zur Abschnittslänge festgehalten. Ich hab dann einfach folgende Fakten in den Raum geworfen: Renate, Hauptbahnhof und Hamburg, weil ich Hamburg so mag und Ina hat den Anfang geschrieben, da wir unbedingt loslegen wollten.

Ina: Um ein Ziel vor Augen zu haben, setzten wir uns als Schlusstermin Ende Februar 2015. Das Schreiben machte aber solchen Spaß, dass wir die Deadline verlängerten. Es wurde Sommer.

Was passierte während des Schreibens? Was war schwierig? Was lief gut?

Ina: Ich weiß noch, dass ich es zu Beginn sehr schwierig fand, von meinem eigenen Plan für die Geschichte wegzukommen. Ich hatte einen starken Fokus auf die Wetten gelegt und hielt diese für den roten Faden der Geschichte, somit wollte ich den auch immer wieder aufgreifen. Schon nach einigen Absätzen lief Renate mir jedoch regelrecht davon und wurde in ein ganz neues Abenteuer verwickelt.

Anna: Ich merkte auch, dass wir in unterschiedliche Richtungen strebten. Fand das aber sehr spannend, weil wir ja am Anfang extra beschlossen hatten, dass wir das offen halten. Schwieriger fand ich, in einen Schreibrhythmus reinzukommen, der Text wird deshalb auch erst später flüssiger und es wurde immer einfacher weiterzuschreiben.

Ina: Für mich war es gut, eine Deadline für den Schluss zu haben. Denn so habe ich mich immer wieder gedanklich mit dem Text beschäftigt. Genauso hilfreich war es jedoch, dass wir uns für die einzelnen Abschnitte die Zeit nehmen konnten, die wir brauchten. Ich schrieb sofort weiter, wenn ich direkt in die Szene eintauchen konnte. Wenn ich jedoch die Verantwortung hatte einen Ortswechsel durchzuführen oder eine neue Figur hinzugekommen war, brauchte ich länger.

Anna: Stimmt, so eine Deadline hat echt Vorteile, genauso, wie den Umfang der Abschnitte einzugrenzen. Das nächste Mal würde ich den dramaturgischen Rahmen enger stecken, auch wenn es einschränkt. Dadurch wird die Nacharbeit reduziert und die ist letztlich unsere große Baustelle geworden …

Ina: Uns fehlte ja zu Beginn die gemeinsame Fokussierung auf eine bestimmte Message. Zudem hatten wir nicht festgelegt, ob und wie sich Renate durch die neuen Menschen um sich herum verändert. Das hat sich erst in den letzten beiden Abschnitten herauskristallisiert. Wir müssten nun die ganze Geschichte aufarbeiten, mit der Endaussage im Kopf.

Was geschah, als die Geschichte zu Ende war?

Anna: Zuerst wollte ich gar nicht mehr aufhören, weil die Zusammenarbeit solchen Spaß gemacht hat. Aber wir waren an einen Punkt gekommen, an dem wir etwas an dem Ablauf der Zusammenarbeit hätten verändern müssen. Ohne gemeinsame Abstimmung hätten wir nicht mehr weiterschreiben können, vor allem nicht in dieser Figurenkonstellation. Wir vereinbarten, dass diejenige das Ende schreiben sollte, die es in dem Moment für die Figur am passendsten hielt.

Ina: Ohne es besprochen zu haben, wollten wir beide, dass es für Renate gut ausgeht. Ich hoffe, das ist uns gelungen. Ich würde so ein Schreibprojekt auf jeden Fall wieder machen, allerdings mit konkreteren Überlegungen zu den Hauptfiguren und der Botschaft, so wie Anna es auch schon angesprochen hat. Momentan haben wir leider nicht die Zeit, die Geschichte komplett zu überarbeiten. Wir wollten sie jedoch gern in irgendeiner Form mit anderen teilen und da kam uns die Idee mit dem schrittweise veröffentlichen auf unseren Blogs.

Anna: Und die positiven Reaktionen auf das Veröffentlichen auf unseren Blogs haben uns gezeigt, dass es eine gute Entscheidung war. Obwohl die Geschichte natürlich an der einen oder anderen Stelle holpert und wir ein paar inhaltliche Unstimmigkeiten drin haben, mögen die Leute es, die Geschichte zu lesen und mehr von unserer Arbeit zu erfahren.

Ina: Ich habe bei dieser Art der Zusammenarbeit viel gelernt. Zum Beispiel habe ich mich sehr intensiv auf die Figur eingelassen, weil ich nachempfinden wollte, warum Anna sie nun in dieser Weise handeln lässt oder warum sie plötzlich einen neuen Weg für sie vorgesehen hat. Es war auch mal ganz interessant, nicht komplett allein für die Figuren verantwortlich zu sein, sondern Anna indirekt sagen zu können: so, jetzt übernimm du bitte.

Anna: Das ging mir auch so und da hatten wir wirklich Glück miteinander, dass wir uns vertrauen konnten und unsere Zusammenarbeit in diesem Jahr auch über das Projekt hinaus so gut gewachsen ist. Das ist etwas Besonderes. Danke Dir Ina dafür und für „Willst Du mit mir schreiben?“.

Ina: Das kann ich nur zurückgeben. Na dann, auf ein Neues?

Anna: Ina, wie wäre es, wenn Du das „?“ am Ende Deines letzten Satzes in „!“ änderst?

Ina: Gerne!

Die komplette Geschichte könnt Ihr übrigens hier nachlesen: https://ina-steg.de/willst-du-mit-mir-die-geschichte/.

In einem Gastbeitrag für den Blog von Cori Kane berichten Anna und ich über weitere Aspekte des Projektes: https://seriouswriterdude.wordpress.com/2016/02/11/zwei-autorinnen-eine-geschichte-anna-thur-und-ina-steg-wagen-ein-experiment/.

 

 

Baum_maßnahmen /// Die Weichheit der Vielen

_Von Linsensüppchen 54

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 “Hart & weich. Die Zartheit & anmutige Erhabenheit, die Kraft der Bäume. Sie fasziniert mich.”

Meine Reihe „Baum_maßnahmen /// die Weichheit der Vielen“ soll eine geheimnisvolle Stille transportieren & innere Stärke in den Betrachter einfließen lassen. Die Motive tragen ganz bewusst nur einen schlichten Namen (pt.1-4). Sie sollen nichts beschreiben, sondern (Gefühle) auslösen.
Bäume & ihre Schatten(meister)werke haben auf mich eine fließende Klarheit, Ruhe, Kraft & wecken in mir Erinnerungen.
Jeder Betrachter dieser Bildreihe wird etwas anderes, sehr persönliches entdecken & daraus ziehen.
Nimm die Eindrücke in deine Erinnerung auf, speicher sie & hol sie raus, wann immer du es brauchst.

 

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           Juli, vielen Dank, dass du mir etwas über dich erzählen magst und eine Fotoreihe von dir präsentierst.

Verrate mir ein wenig von dir.

 

 


 

 

Ich bin Juliane Befeld & lebe im wunderschönen Lipperland, nahe eines Naturschutzgebietes. Ich fühle mich sehr naturverbunden /// hier ziehe ich meine Kraft. Sobald ich mit der Kamera durch meine Welt(en) streife, er_fühle ich Freiheit & sehe die Umgebung mit anderen Augen.

2014 entschloss ich mich in einem Zandvoort_Urlaub am Meer dazu, mich mit meiner Fotografie selbstständig zu machen und mich als „Linsensüppchen 54“ öffentlich zu präsentieren. Hier entwickelte ich meinen Namen. „Linsensüppchen“ steht für ein Potpourri aus Blickwinkeln auf diese faszinierende Welt. Die Nummer „54“ trägt dabei noch eine wichtige, persönliche Geschichte mit sich. Sie erinnert mich an meine eigenen Stärken & an den Weg, den ich gehen mag. Ich bin nicht immer gradlinig, aber ich mag Klarheit & Ruhe /// du siehst::: mich in Widersprüchen verzwicken kann ich gut.

Meine Internetseite www.linsensueppchen54.blogspot.com entstand.
Hier möchte ich mit meinem Portfolio & meinen Gedanken ein kleines Stück entführen, begeistern, überraschen.

I wish my eyes could take photos.

Seit wann fotografierst du und worin wurzelt diese Leidenschaft? Mit welcher Kamera fotografierst du am liebsten?
Die Welt inspiriert mich und dass ist, was ich mag: in Pfützen springen, indisches Essen, Konzerte, das Meer, Strand und Muscheln, Federn, Schallplatte hören, frisch gewaschene Bettwäsche, Räucherstäbchen, Sommerregen, Fotoautomaten, Koriander, Malaysia, Trauerweiden, Seifenblasen, Herbst, Ingwer, Situationskomik, Einwegkameras, der Knapp am frischen Brot, Textmarker und Klebezettel.

Ich mag es, das Leben in seinen vielen Umständen zu er_leben. Unberechenbar und wandelbar. Nicht greifbar. Nicht planbar. Dass macht ein Motiv zu meinem perfekt-unperfekten Motiv.

Anfangs fotografierte ich analog oder experimentierte mit der Polaroidkamera; heute arbeite ich mit meiner Spiegelreflexkamera.
Ich arbeite mit meiner mir vertrauten Canon_Spiegelreflexkamera, die mir viele spielerische Möglichkeiten bietet.
Besonders gerne arbeite ich s/w, da sich die Kontraste hier am geheimnisvollsten ausleben.
Mein Herz hängt auch an meiner analogen Canon A-1 (aus Anfang der 80er Jahre) und meiner Fujifilm-Polaroidkamera.

Zudem spiele ich gerne mit Einweg- oder Unterwasserkameras. Auch Kinder lieben das sehr. Sie haben ein ganz besonders schönes Auge auf diese Welt. Ihr Blickwinkel fasziniert & inspiriert mich.

Einige der Bilder bearbeitest du nach, erzähl mir etwas über diesen Vorgang.
Ich arbeite besonders gern s/w. Oft fotografiere ich auch gleich in diesem Modus. Ich mag die starken Kontraste, die sich hier herausarbeiten lassen & das Bild mit kleinen Mitteln lebendig werden lassen. In s/w ist das Motiv sehr pur & lenkt den Blick auf das Wesentliche. Außerdem wirkt es geheimnisvoll & weckt (im besten Fall) eine gewisse Melancholie & Nachdenklichkeit in dem Betrachter.
Was ich auch sehr mag ist, wenn der Fokus des Motives mit seinem Hintergrund verschmilzt & fast gar keine Konturen mehr zu sehen sind. Fokus & Hintergrund werden Eins miteinander. Dies wirkt sanft & zerbrechlich.
Du siehst::: sowohl ich & meine Bilder strömen in zwei unterschiedliche Richtungen & Stimmungen. Entweder stark konturenhaft oder ganz weich. Ich mag das.
Du kannst diese Gegensätze auch total gut in einem Motiv vereinen, wie du an meiner Fotoreihe „Baum_maßnahmen /// die Weichheit der Vielen“ erkennen wirst. Du siehst::: Das Leben, seine Narben und die Unperfektheit der Natürlichkeit. Hart & weich. Die Attribute, mit denen wir uns tagtäglich auseinander setzen & umgehen lernen.

Du schreibst auch gerne, was meinst du zu dem Sprichwort „ein Bild sagt mehr als tausend Worte“?
Du hast Recht, die deutsche Sprache steht mir sehr nah; ich liebe es mit ihr zu spielen und sie zu verkehren und zu verdrehen.

Kennst du das, wenn du einen Menschen, den du liebst oder den du gerade erst kennen gelernt hast, in die Augen schaust & eine Stimmung spürst. Du nimmst etwas von seinen Sehnsüchten, Wünschen & Gefühlen war. Die Person braucht nichts sagen; die Situation ist klar.
So geschieht es mir auch oft mit meiner Kamera. Ich sehe ein Motiv, es berührt mich /// fängt mich ein. Es braucht dann keine große Worte, sondern transportiert ein Gefühl. Der Blickwinkel ist mir dann schnell klar.
Mein Wunsch ist es den Betrachter meiner Bilder genau dort abzuholen. Ihn zu berühren. Ich mag meine Mitmenschen ins Staunen versetzen und sie zum Nachdenken bringen. Es gibt nicht nur eine Sicht auf die Dinge. Jeder hat einen anderen Blick für Ästhetik, Bilder und Formen. Ich finde es spannend und wichtig, all die Sichtweisen der Menschen zu erfahren und in Diskussion zu kommen.

Bildrechte: Juliane Befeld 

Elf Fragen an Cori Kane

„Schreiben ist ein Handwerk, aber auch Kunst“

Ein Gespräch mit Cori Kane

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Cori Kane schreibt seitdem sie 14 Jahre alt ist, angefangen hat sie mit Gedichten und kleinen Geschichten. Seit dem letzten Jahr veröffentlicht sie regelmäßig Kurzgeschichten, im Mai dieses Jahres erschien ihre Novelle „The Affair“.

Cori probiert viele Kreativformen aus und nutzt dafür auch die unterschiedlichen Möglichkeiten im Internet. Seit sie im Jahr 2000 mit Fanfiction startete, hat sie unter anderem ihren Blog mit vielseitigen Beiträgen gefüllt und ist zum Beispiel auf Twitter sowie Tumblr vertreten.

 

 

 

Cori, ich freue mich sehr, dass du dir Zeit für dieses Interview nimmst. Auf deinem Blog setzt du dich unter anderem mit dir und deinem Schreibprozess auseinander. Du erzählst von schwierigen Zeiten, aber auch, dass du es immer wieder schaffst, deine Projekte weiter zu verfolgen. Wie geht es dir momentan mit dem Schreiben?

Danke, dass du mich gefragt hast, dieses Interview zu machen. Ich hatte ein paar Rückschläge dieses Jahr, aber ich habe endlich wieder angefangen zu schreiben. Es ist schwierig, sich nach einer relativ langen Zeit wieder hinzusetzen und täglich zu schreiben. Aber wenn das erst geschafft ist, dann läuft es auch. Und im Moment läuft es. Ich arbeite an einer Geschichte, die ich letztes Jahr angefangen habe: Halfway Home. Ich mag die Charaktere sehr, die Geschichte entwickelt sich allerdings noch in meinem Kopf. Ich hoffe, es wird ein Roman, wenn’s fertig ist.

Wie konntest du dich motivieren, wieder regelmäßig zu schreiben?

Ich glaube, das hat mit Motivation gar nicht so viel zu tun. Motiviert bin ich fast immer. Aber wir kennen das alle: es kommen einem Sachen dazwischen, im Leben läuft nicht alles rund, und das Schreiben kann man immer aufschieben. Ich musste zuletzt auf einen Zeitpunkt hinarbeiten, an dem ich gesagt habe: jetzt setz dich dahin und schreib. Und das hab ich dann gemacht. Aber wenn man erst einmal wieder richtig angefangen hat, dann kann man auch täglich wieder an den Schreibtisch zurückkehren und weiter geht’s.

Wie oft schreibst du und wie schaffst du es, das Schreiben in deinen Tagesablauf zu integrieren?

Ich hab nicht so wirklich einen geordneten Alltag, vor allem dadurch, da ich im Moment Arbeit suche. Sprich, bei mir läuft alles durcheinander und ich versuche immer, mir einen Stundenplan zu formen, oder zumindest eine Abfolge, die ich einhalte. Schreiben ist ein Punkt in dieser Abfolge, zumindest im Moment, bis alles wieder wild durcheinander läuft. Zurzeit schreibe ich etwa zwei Stunden am Tag, aber ich hab erst wieder angefangen. Das wird sich also steigern. Ich verwende außerdem noch Zeit für Recherche für eine Geschichte, die ich hoffentlich nächstes Jahr beginnen kann.

In diesem Jahr ist die Geschichte „Versch(l)ossen“ in der Anthologie „Suche Herz mit Namen“ veröffentlicht worden; zwei Frauen lernen sich kennen, weil eine von den beiden aus Versehen zwei Räder zusammengekettet hat. Erzähl mir etwas zur Entstehung dieser Geschichte. Woher kam die Idee? Wie hast du die Figuren entwickelt?

Die Idee für ‘Versch(l)ossen’ ist schon recht alt, bestimmt schon zehn Jahre. Den Anfang hab ich damals geschrieben und die Geschichte für die Anthologie beendet. Damals hab ich fast mal mein Fahrrad mit einem anderen zusammengeschlossen und dachte, das wäre ein guter Ausgangspunkt für eine Geschichte. Erstaunlicherweise hab ich dann über zwei Figuren nachgedacht, die zwei ehemaligen Klassenkameradinnen recht ähnlich waren. Das mache ich normalerweise nicht, Charaktere nach Leuten formen, die ich kenne. Aber in dem Fall passierte das ganz natürlich. Die Ähnlichkeit ist aber oberflächlich – die beiden Mädchen, Frauen inzwischen, habe ich seit vielen Jahren nicht gesehen.

Schreibst du Geschichten parallel, oder schließt du erst eine ab, bevor du die nächste anfängst?

Das kommt auf das Format an. Fanfictions habe ich schon parallel geschrieben, ebenso wie Kurzgeschichten. Wenn ich an einer langen Geschichte arbeite, versuche ich immer, mich nur darauf zu konzentrieren – es sei denn, ich hab eine so gute Idee für eine Kurzgeschichte, dass ich sie einfach schreiben muss. Recherche läuft währenddessen immer nebenbei, und ich denke auch immer nebenbei noch über andere Geschichten nach.

Deine Muttersprache ist Deutsch, du schreibst zusätzlich auf Englisch, wie kam es dazu?

Am Anfang habe ich nur auf Deutsch geschrieben, aber als ich in der Schule Englisch gelernt habe, habe ich gemerkt, dass ich eine natürliche Affinität zu dieser Sprache habe. Ich habe angefangen, Bücher auf Englisch zu lesen. Es hat lange gedauert bis ich mich getraut habe, tatsächlich auf Englisch zu schreiben. Anfangs war das Fanfiction. Aber die Leute, die’s gelesen haben, mochten es. Und jetzt schreibe ich hauptsächlich auf Englisch. Der Markt ist größer und ich mag, dass die Sprache fließt, während Deutsch immer ein bisschen holprig daherkommt.

Wo findet man dich im Netz?

Wo findet man mich nicht? Ich hab Twitter, Facebook, Tumblr – alles unter dem Namen Corikane oder Cori Kane. Außerdem auch LiveJournal und Dreamwidth. Meine Fanfiction kann man auf Fanfiction.net und AO3, archiveofourown.org, finden. Und dann habe ich noch diverse Blogs. Der wichtigste ist mein Schreiberblog, den ich versuche zweisprachig zu halten, aber das meiste ist auch hier auf Englisch.

In welchem sozialen Netzwerk, bzw. auf welcher Seite liegt deine Hauptaktivität und warum?

Ich denke, ich verbringe meine meiste Zeit auf Tumblr. Ich habe einen Fanblog, was auf Tumblr bedeutet, ich reblogge einen Haufen Posts von Leuten, die dieselben Dinge mögen wie ich. Ich mag Tumblr vor allem, weil es sich wie ein Durchschnitt durch die Weltbevölkerung anfühlt, eine recht queere Welt, mit ganz vielen unterschiedlichen Erfahrungen und Meinungen. Ich finde das sehr interessant, aber die Gefahr besteht, dass man sich verliert. Im Moment versuche ich, mich zeitlich dort etwas einzuschränken. Aber an sich schaue ich auf den meisten Seiten mindestens einmal täglich vorbei.

Das klingt nach viel Input und einem regelmäßigen Austausch mit anderen, warum ist dir das wichtig?

Das ist eine Menge Input und, wie gesagt, man kann sich leicht verlieren. Aber das ist die virtuelle Welt und ich finde es dort einfacher, mich zu bewegen und Kontakt zu Leuten aufzubauen. Ich bin kein sehr sozial-aktiver Mensch. Ich habe meine Familie, ein paar Freunde, aber im Alltag nicht viel Kontakt zu anderen. Es können Tage vergehen, ohne dass ich mit einem einzigen Menschen rede. Das liegt nicht nur daran, dass ich introvertiert bin, das liegt vor allem daran, dass ich sehr verkopft bin. Manchmal will ich über eine meiner Lieblingsserien reden, oder ein gutes Buch, oder was auch immer und dann finde ich garantiert jemanden auf Tumblr, der sich auch dafür interessiert. Und dann ist das wieder erledigt. Das sind nicht zwangsläufig tiefsinnige Gespräche, aber ich muss nicht mal meine Wohnung verlassen, um mit Leuten in Australien oder den USA zu reden. Oder halt in Klein Kleckersdorf, wenn mir danach ist.

Du hast dich vor knapp fünfzehn Jahren entschieden, deine Art zu Schreiben durch Fanfiction öffentlich zu machen. Erzähl mir davon.

Damals hab ich mich mit anderen Xena-Fans in einem Forum ausgetauscht und dort auch Gedichte eingestellt. Irgendwann meinte einer der Jungs dort: deine Gedichte sind so gut, wieso schreibst du eigentlich keine Geschichten? Und ich dachte: warum eigentlich nicht? Und die erste Geschichte kam bei den Leuten gut an und dann hab ich sie an eine der Seiten geschickt, die damals deutsche Fanfiction veröffentlicht hat. Das war keine große Sache, obwohl es natürlich aufregend und cool war, wenn jemand geschrieben hat, dass er/sie eine Geschichte mochte. Ich hatte auch lange meine eigene Web-Seite, wo ich dann meine Geschichten raufgestellt hab.
Xena Fanfiction war für viele der Anfangspunkt. Man muss sich nur ansehen, wie viele der Schreiberinnen, die heute Lesbian Romance oder Lesbian Fiction schreiben, dort angefangen haben. Ich denke, Fanfiction ist ein guter Einstieg für jede Art von Schreibern, aber besonders für Romance. Man kann mit Charakteren arbeiten, die man selbst nicht erschaffen hat, sich in einer Welt bewegen, die vielen bereits bekannt ist. Man lernt, wie Dinge funktionieren, und dann kann man anfangen, seine eigenen Charaktere und Welten zu erschaffen. Oder man bleibt bei Fanfiction und betreibt Schreiben als Hobby.

Hast du dich dann auch noch mal speziell in das Schreiben von Kurzgeschichten und Romanen bzw. Novellen eingearbeitet?

Es ist ein bisschen beschämend zu sagen, dass ich mich mit dem Handwerk des Schreibens sehr wenig auseinandersetze und -gesetzt habe. Das meiste, was ich darüber weiß, kommt aus dem Studium, wo ich eher die Arbeit anderer interpretiert und kritisiert habe.
Ich habe in meinem ganzen Schreiberleben auch nur einen einzigen Ratgeber gelesen und das war Stephen Kings ‘About Writing’, was mehr mit King zu tun hatte als mit dem Inhalt. Ich finde sein Buch durchaus hilfreich, wende aber lange nicht alles an, weil ich finde, dass Schreiben nicht für jeden auf die selbe Art und Weise funktioniert. Sicher, es ist ein Handwerk, aber ich finde, dass es auch Kunst ist. Und ich bin darin eher intuitiv als geschult.

Ich wünsche dir viel Erfolg für die nächste Zeit und freue mich darauf, bald wieder etwas von dir zu lesen.

 

[box] Romane und Kurzgeschichten von Cori Kane:

Cori`s erste veröffentlichte Kurzgeschichte heißt „A Lesson in Magic“ und ist in der Anthologie „Wicked Things – Lesbian Halloween Short Stories“ des Ylva Verlages erschienen. Die Anthologie erhielt in diesem Jahr den Goldie der Golden Crown Literary Society (GCLS). In diesem Jahr erschienen die Kurzgeschichten „Versch(l)ossen“ (als Teil der Ylva Anthologie „Suche Herz mit Namen“) und „Unser erster-letzter Tanz“ (in der Anthologie „Heartbeatclub“ des Größenwahn Verlages). Seit Mai ist die Novelle „The Affair“ (Ylva Verlag) erhältlich. [/box]

Ein Gespräch mit Anna Thur

„Man hat seinen Schreibstil gefunden, wenn man sich in seinem Text zu Hause fühlt“

Ein Gespräch mit Anna Thur

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         Die Journalistin Anna Thur veröffentlicht seit über drei Jahren Erlebnisberichte und Kurzromane. In ihren Geschichtsbänden „Liebe“, „Leben“ und „AugenBlicke“ (siehe Bild) erzählt sie von Begegnungen und Erlebnissen verschiedenster Menschen und bietet dabei Einblicke in facettenreiche Charaktere. Detailreich schildert sie Alltagssituationen und lässt die Leserinnen und Leser so an aufregenden, traurigen und spannenden Momenten teilhaben.

    Auf ihrem Blog finden sich Beiträge über Ereignisse, die sie motivieren oder beeindrucken, ebenso über Bücher, Filme und kreative Menschen. Auf Twitter kann man nachlesen, was sie gerade bewegt (oder auch nervt).

 

 

 

Stell dich doch mal vor, wer bist du, was machst du? Wo findet man dich im Netz? Was gibt es auf deiner Internetseite und deinem Blog zu entdecken?

Erst einmal herzlichen Dank für die Einladung zum Interview. Deine Fragen gefallen mir sehr und Deine Arbeit auch. Dabei haben wir uns ja kennengelernt. Erst auf Twitter und dann beim Schreiben. Also: Ich bin, wie Du geschrieben hast, Journalistin, aber auch Bloggerin und Autorin, halte Twitter für coole moderne Kurzprosa und manchmal auch Rotzprosa – Und da misch ich gerne mit, genauso wie bei tumblr. Ansonsten schreibe ich neben meinem ,Brotschreiben‘ Kurzromane, habe inzwischen drei Bände davon im Selfpublishing veröffentlicht. In meinem Blog geht es um die Dinge, die mich inspirieren: Bücher, Draußen lesen, Charaktere – sei es aus Geschichten oder aus dem wahren Leben.

Seit wann schreibst du?

Puh. So genau kann ich das nicht sagen. In der Grundschule habe ich einen Preis für eine Kurzgeschichte gewonnen. Bis vor ein paar Jahren habe ich immer Tagebuch geschrieben. Damit angefangen habe ich schon sehr früh. Dann gab es noch ein Theaterstück beim Abi und ich hab die Schülerzeitung gemacht. Ich bin dann erst mal zum Journalismus und der PR. Gefühlt schreibe ich erst seit drei Jahren so RICHTIG Prosa.

Warum liebst du es, zu schreiben?

Mein Kopf ist voll mit bunten Bildern und Geschichten. Das war schon immer so und das Schreiben ist eine der wenigen Möglichkeiten, das beruflich rauszulassen.

Seit wann hast du deinen Blog und wie kam es dazu, dass du damit angefangen hast?

Meinen Blog habe ich im Frühjahr 2014 installiert, dann aber sehr unregelmäßig gepostet. Erst im Dezember 2014 habe ich so richtig angefangen zu bloggen. Am Anfang war einfach nur die Idee da, mit dieser Möglichkeit zu veröffentlichen zu spielen. Ich dachte von Anfang an auch daran, dort ein paar Sachen einzustellen, die ich nicht einfach nur so bei Facebook, Twitter oder Tumblr ‚reinhauen‘ will. Ein paar Arbeiten brauchen einfach einen anderen Rahmen. Doch bei mir hat sich kein automatisches „ich poste dann mal was“ eingestellt. Ich brauch da schon eher einen Plan, einen Rahmen, den ich mir selbst gebe. Sonst geht das im Arbeitsalltag unter. Ich wollte das aber nicht halbherzig betreiben und hab es deshalb Ende 2014 ausgebaut, einfach auch, weil es eine schöne Kommunikationsform mit Lesern, Kollegen und Freunden ist.

Warum hast du dich für das Selfpublishing entschieden?

Einer der Gründe war, dass sich die Vertragsbedingungen bei einem Verlag, für den ich sehr viel gemacht habe, so gravierend verändert haben, dass es für mich nicht mehr tragbar war. Schon als ich meinen ersten Vertrag in der Hand hatte, hatte mir ein Agent dringend davon abgeraten und gesagt: Zu diesen Konditionen geht das nicht. Aber ich hab es trotzdem gemacht, weil ich einen Anfang brauchte.

Für Selfpulishing habe ich mich auch wegen der Gestaltungsspielräume entschieden, weil ich Dinge ausprobieren kann und weil schneller etwas publiziert ist – vorher hatte ich für kleine Sachen oft einen Vorlauf von bis zu zwei Jahren. Du hast selbst Einfluss auf das Marketing, kannst etwas unternehmen, um voran zu kommen. Zum Glück kenne ich mich mit Marketing ein wenig aus.

Wie kommst du zu deinen Ideen und wie hältst du sie fest?

Die Ideen kommen eigentlich ständig: aus kleinen Alltagssituationen, Träumen, Begegnungen. Allerdings versiegen sie, wenn ich zu gestresst bin. Oder es gibt auch Phasen in denen ich mich regelrecht leergeschrieben fühle. Dann muss ich auftanken. Das geht am besten unterwegs, gerne auch in der Natur. ZACK sind sie schon wieder da, die Ideen, werden in Notizbücher gekritzelt oder zu meinen Projektheftern gepackt.

Erzähl mir von deinem Entwicklungsprozess eines Textes. Wie entsteht ein Blogeintrag?

Manche Texte basieren auf Ideen, die ich schon vor langer Zeit im Kopf hatte, lange daran recherchiert habe, oder an denen ich gefeilt habe. Andere Blogeinträge entstehen ganz spontan. Ein Mal zum Beispiel war es heftig kalt und das hat mich an die Huski-Augen auf einem Buch erinnert, dass ich sehr mag. Dann habe ich etwas über das Buch gepostet. Oder in einem Zeitungsbeitrag habe ich über den Verkauf einer Insel in Stockholms Schärengarten gelesen und den Makler kontaktiert, weil ich die Vorstellung schon immer superspannend fand, eine eigene Insel zu kaufen. Danach habe ich einen Post daraus gemacht.

Und wie entsteht eine Geschichte?

BAM! So entstehen sie meist. Manchmal sind sie einfach so da und müssen runter geschrieben werden. Manchmal ist erst nur eine Grundstimmung vorhanden, eine Grundidee, die auf einem Zettel oder in einem Notizbuch steht. Oder eine Anfangsszene ist in meinem Kopf. Und irgendwann kommt der Moment und die Geschichte muss so schnell wie möglich festgehalten werden. Das ist dann ein Festbeißen. Danach kommt das sacken lassen und im Anschluss wird gefeilt und überarbeitet. Es ist ganz wichtig, Distanz zu bekommen, deshalb muss zwischen den einzelnen Arbeitsschritten Zeit liegen. Wenigstens drei Tage.

Wer oder was inspiriert dich? Was befeuert deine Kreativität?

Menschen, Bilder, Musik, Natur, auch, wenn ich in Bewegung bin, zum Beispiel auf dem Fahrrad oder auf der Autobahn.

Was bedeutet dir der Austausch mit anderen kreativen Menschen? Und wo findest du diesen Austausch?

Finden kann man den an vielen Stellen. In meinem Freundeskreis sind zum Beispiel viele kreativ. In Communities oder zum Beispiel bei Twitter habe ich andere Kreative kennengelernt. Das ist sehr wichtig für mich und wenn ich das richtig wahrnehme, auch für mein Umfeld. Dieser Austausch bringt dich weiter. Du formulierst Ideen, schärfst sie dadurch und bekommst ein Feedback. Allerdings hat das Grenzen. Viele Dinge musst du mit dir selbst ausmachen, zum Beispiel wenn du dein Schreiben verändern willst.

Feilst du gerade an deinem Schreibstil? Hast du neue Textformen, die du ausprobierst, eine besondere Kreativmethode oder liest du gerade zum Beispiel einen bestimmten Schreibratgeber?

Ich schwöre auf das Autorenhandbuch von Sandra Uschtrin, da stehen alle Fakten von Adressen bis Vertragsinhalten drin. Ich hab von Duden ein Buch über Spannung. Und ich hab die „Poetik“ von Aristoteles – der hat vor zigtausend Jahren schon alles gesagt, was nötig war. Das war es mit mir und den Ratgebern.

Seminare, Workshops bringen mir viel mehr. Der Austausch mit anderen. Das konkrete Arbeiten am Text. Und da arbeite ich tatsächlich gerade sehr daran so zu klingen, wie eine Geschichte in meinem Kopf klingt. Die ersten Sachen habe ich geschrieben, weil ich was gelesen habe und dachte: Das kannst Du auch. Und die sind gut gelaufen. Aber jetzt, als Anna Thur, lese ich diese Texte und will, dass sie anders klingen, mehr nach mir. Dieser Prozess ist nicht einfach und geht nur mit schreiben, schreiben, schreiben plus ausprobieren, lesen und zuhören. Vor Kurzem habe ich zum Beispiel einer Freundin einen Text gegeben, der mal ganz anders war. Er war drei Seiten lang. Bei ihr hat er so viel ausgelöst, dass sie mir mit einem fünf Seiten langen Brief geantwortet hat. Was ich darin gelesen habe, hat mir gezeigt, dass der Text richtig war. An der Stelle kann ich jetzt weiter machen.

Daneben versuche ich mich an neuen Textformen.

Hast du Zeiten, in denen es mit dem Schreiben nicht recht klappt und falls ja, hast du eine Methode, dich selbst motivieren zu können?

Oh ja, ich hab immer wieder Schreibblockaden. Ich weiß aber, dass das normal ist und ich erst wieder reinkommen muss. Die einzige Methode, die mir dabei hilft ist Schreiben: anfangen, heulen, zicken, sich mistig fühlen, weiterschreiben. Ist leider so.

Woran kann man, deiner Erfahrung nach, erkennen, dass man seinen eigenen Schreibstil gefunden hat?

Wenn du dich in deinem Text zu Hause fühlst und selber weißt, dass du angekommen bist. Man merkt das selber sehr deutlich. Du liest dann deinen eigenen Text auch einfach gerne. Vorher nerven Stellen oder der Klang der Sprache einer Geschichte.

Wenn dir jemand erzählt, er würde sich gern dem Schreiben widmen und er würde sich wünschen, dass seine Texte von Vielen gelesen werden, was würdest du raten?

Wenn deine Texte von Vielen gelesen werden sollen, müssen sie sehr gut lesbar und professionell umgesetzt sein. Gleichzeitig müssen sie das gewisse Etwas haben. Das heißt, wenn dein Text noch nicht so weit ist, solltest du an ihm arbeiten und dich ebenfalls weiterentwickeln.

Freust du dich über Feedback zu deinen Texten und wie gehst du damit um?

Feedback ist eine tolle Sache. Natürlich tut das auch manchmal weh, gerade wenn man sich eingestehen muss, dass man es selbst eigentlich schon weiß und schlimmer noch, im Augenblick keine Lösung hat. Und man muss natürlich aufpassen und sich fragen, ob die Kritik immer konstruktiv ist, ob du es vielleicht trotzdem so lassen möchtest. Das ist ganz unterschiedlich und muss man von Fall zu Fall sehen.

Positives Feedback ist der Wahnsinn und wenn dir Leute ganz intime Dinge schreiben, zum Beispiel was gerade mit ihrer Ehe passiert und warum deine Geschichten ein Trost sind. Mich bewegen solche Momente sehr und da entwickeln sich mitunter sehr schöne Gespräche daraus.

Was sind deine Pläne für die kommende Zeit?

Die neuen Textformen werden mich noch eine Weile beschäftigen. Ich habe bisher ja vor allem Kurzromane und Truestories veröffentlicht, auf meinem Blog und in Social Media mit Mikrogeschichten und Mikroromanen gespielt. Das entwickle ich gerade weiter und bin gespannt, wo das hinführt. Außerdem arbeite ich am nächsten Kurzroman-Band.

Vielen Dank für das interessante Gespräch.