Zehn Fragen an Jae

GCLS 2014_zugeschnitten

„Wenn mich die Charaktere nicht mehr loslassen, entwickle ich Buch-Serien”

 

 

 

 

 

 

 

Jae schreibt Liebesgeschichten, Krimis und Übersinnliches. Ihr erstes Buch wurde 2007 veröffentlicht, seitdem kamen zehn englische und fünf deutsche Romane hinzu. Ihre Geschichten regen zum Träumen an, machen nachdenklich und sind zugleich immer mit einer kräftigen Prise Humor verfeinert. Die Figuren müssen für ihr Glück kämpfen, sich in schwierigen Alltagssituationen behaupten und für die Liebe einige Risiken eingehen.
Vor zwei Jahren hat Jae ihren Beruf als Psychologin aufgegeben, um als Vollzeit-Schriftstellerin und Lektorin zu arbeiten. Ihre deutsche Webseite findet man unter jae-fiction.de und die englische unter jae-fiction.com.
Auf der Webseite sandragerth.com gibt sie ihre Erfahrungen an Autorinnen und Autoren weiter, dort veröffentlicht sie unter ihrem eigentlichen Namen zahlreiche Tipps, zum Beispiel über den Schreibprozess, die Arbeit am Text und das Zeitmanagement. In diesem Jahr erscheint ihr zweiter Schreibratgeber. Auf Twitter findet man sie unter @JaeFiction.

Jae, vielen Dank, dass du dir Zeit für das Interview nimmst. Erzähl doch mal ein wenig über dich, wer bist du und was machst du?

Herzlich gerne und danke für das Interview!
Also, was gibt es über mich zu erzählen? Ich bin Vollzeit-Schriftstellerin und Lektorin für den Ylva Verlag, einen kleinen aber rasch wachsenden Verlag, der sich auf englisch- und deutschsprachige Literatur für Lesben spezialisiert hat.
Ich wohne im schönen Freiburg, an der Grenze zur Schweiz und zu Frankreich.
Ich schreibe vor allem Liebesromane, einige davon auch mit paranormalen, historischen oder Krimi-Aspekten. Seit fast zehn Jahren schreibe ich alle meine Romane auf Englisch. Letztes Jahr habe ich dann beschlossen, meine Bücher auch für deutsche Leserinnen und Leser zugänglich zu machen und übersetze seitdem meine Werke in meine Muttersprache.

Wann hast du dein erstes Buch veröffentlicht, wovon handelt es und wie kam es zu der Zusammenarbeit mit dem Ylva Verlag?

Mein erstes Buch habe ich Ende 2007 bei einem amerikanischen Verlag, L-Book, veröffentlicht. Das war Backwards to Oregon, ein historischer Liebesroman, der im Jahr 1851 spielt.
2011 hat dann eine Freundin von mir, Astrid Ohletz, den Ylva Verlag gegründet und mir gefiel ihre Philosophie, die oberste Priorität auf Qualität und einen partnerschaftlichen Umgang mit den Autorinnen legt. Außerdem handelt es sich um einen internationalen Verlag mit Veröffentlichungen in englischer und deutscher Sprache, was mir Gelegenheit bot, meine Bücher in beiden Sprachen zu veröffentlichen. Also habe ich dann 2012 den Verlag gewechselt und veröffentliche seitdem glücklich und zufrieden beim Ylva Verlag bzw. Ylva Publishing.

Wenn du dich an deine ersten ausführlichen Schreibversuche für eine Geschichte zurück erinnerst, was fiel dir besonders schwer und wie hast du dich dem gestellt?

Oje, das ist lange her. Damals war ich 11 Jahre alt und habe einfach drauflos geschrieben, ohne irgendwelche Regeln zu kennen oder zu beachten. Wirklich ernst wurde es mir mit dem Schreiben erst, als ich angefangen habe, meine Geschichten mit Lesern und Leserinnen außerhalb meines Freundeskreises zu teilen, sie also im Internet zu posten.
Ich weiß noch, dass ich damals Probleme hatte zu entscheiden, wie Absätze gesetzt werden und auch mit der goldenen Schreibregel „show, don’t tell“ so meine Schwierigkeiten hatte. Aber zum Glück habe ich schnell Betaleser gefunden, die zum Teil erfahrene Autorinnen waren und mir weiterhelfen konnten.
Ansonsten hat es mich Überwindung gekostet, mich zu trauen, auf Englisch zu schreiben und dann auch zu veröffentlichen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, nicht mit den Muttersprachlern mithalten zu können. Aber nach dem Motto „Augen zu und durch“ habe ich mich dem einfach gestellt. Auch dabei haben mir Betaleser sehr geholfen. Durch ihr Feedback konnte ich dazulernen und sprachliche – aber auch kulturelle – Fallstricke umgehen.

Du hast dich 2013 entschieden, deinen Job als Psychologin aufzugeben und Vollzeitschriftstellerin und Teilzeitlektorin zu werden. Erzähl mir etwas über die Zeit danach, wie hast du dich neu strukturiert? Wie kann ich mir deinen Wochenablauf vorstellen?

Anfangs war das gar nicht so einfach wie gedacht. Als Vollzeitautorin, die vom Schreiben lebt, kann man ja nicht einfach warten, bis einen die Muse küsst. Das Schreiben ist ein Job und kann nicht einfach dem Zufall überlassen werden.
Ich war es gewöhnt, abends zu schreiben, habe aber schnell gemerkt, dass ich morgens produktiver bin. Deshalb widme ich meine produktivsten Stunden dem Schreiben, ohne mich erst mit dem Beantworten von E-Mails oder Ähnlichem aufzuhalten. Das Internet kann da sowohl Segen als auch Fluch sein, deshalb versuche ich, erst nach dem Mittagessen online zu gehen.
Ich habe mir zum Ziel gesetzt, jeden Tag 2.000 Wörter zu schreiben. Da ich ziemlich langsam schreibe, dauert das Stunden. Aber dafür sind meine Manuskripte schon im ersten Entwurf recht sauber.
Gegen Mittag widme ich mit dann meinen Pflichten als Cheflektorin des Ylva Verlags bzw. Ylva Publishing, lektoriere, beantworte Leser-Mails und betreibe Marketing.
Ein richtiges Wochenende habe ich bisher meistens nicht. So kann das gehen, wenn man das größte Hobby und seine Leidenschaft zum Beruf macht!

Arbeitest du an mehreren Geschichten gleichzeitig? Wie organisierst du deinen Schreibprozess?

Was den Erstentwurf betrifft, so arbeite ich immer nur an einer Geschichte. Allerdings habe ich zugleich andere Geschichten in anderen Phasen des Entstehungsprozesses. Zum Beispiel kann es sein, dass ich morgens an einem Roman schreibe, mittags dann letzte Überarbeitungen an einem anderen Roman oder einer Kurzgeschichte vornehme und abends ein wenig für ein zukünftiges Buchprojekt recherchiere. Die meiste Zeit reserviere ich dabei immer fürs Schreiben neuen Materials.
Ich schreibe meine Romane in Scrivener, einem Schreibprogramm für Autoren. Die Software erlaubt es mir, all meine Unterlagen, zum Beispiel Recherchen zum Beruf der Hauptfigur und zum Setting, Charakterbiografien und das Manuskript im selben Dokument anzulegen. Auch Bilder, Webseiten oder PDF Dokumente können importiert werden.

Woher holst du dir Inspiration für deine Figuren und Geschichten?

Manchmal weiß ich das selbst nicht so genau. Ideen können von überall her kommen. Von etwas, was ich irgendwo lese oder was mir oder jemandem, den ich kenne, selbst passiert ist. Meistens fängt aber alles mit der Frage „Was wäre, wenn…?“ an und dann beginnt mein Autorinnen-Gehirn, eine Geschichte um eine Grundidee herumzuspinnen. Dabei stehen die Hauptfiguren immer im Vordergrund. Zum Beispiel ist die Grundidee von Cabernet und Liebe die Folgende: Was wäre, wenn eine Frau, die sich eigentlich für heterosexuell hält, von ihrem Bruder hereingelegt und auf ein Date mit einem vermeintlich männlichen Studienfreund geschickt wird – der sich dann jedoch als lesbische Winzerin entpuppt…

Rosen für die Staatsanwältin

 

 

 

In diesem Monat ist der Krimi Rosen für die Staatsanwältin erschienen, der zweite Teil der Portland-Serie.

Wie kam es dazu, dass du dich entschieden hast Buch-Serien zu entwickeln? Worin liegen die Hauptunterschiede zu einer in sich abgeschlossenen Geschichte?                   

 

Zum einen fand ich, dass die Geschichte mit dem ersten Buch, „Auf schmalem Grat,“ zwar ein zufriedenstellendes Ende fand, aber dass es noch sehr viel mehr über die beiden Hauptfiguren zu berichten gab. Außerdem hatte ich auch die Nebenfiguren des ersten Romans liebgewonnen und wollte ihnen im zweiten Buch etwas mehr Raum und eine eigene Liebesgeschichte geben. So verhält sich das mit allen meinen Serien. Die Charaktere haben mich einfach nicht losgelassen. Und die Leserinnen wohl auch nicht, denn ich habe immer wieder Mails mit der Bitte um eine Fortsetzung erhalten.

Im Unterschied zum „Einzelroman“ hat man als Autorin einer Serie mehr Raum, die Charaktere eine längere Entwicklung durchmachen zu lassen und ihr Leben über einen längeren Zeitraum zu verfolgen. Die Schwierigkeit liegt dabei darin, das Buch so zu schreiben, dass auch Leserinnen, die Teil 1 nicht gelesen haben, den zweiten Teil verstehen und genießen können, gleichzeitig aber auch Leserinnen, die Teil 1 kennen, nicht mit alten Informationen zu langweilen. Ich denke, es ist mir gelungen, eine gute Balance zu finden.

Auf deinem Blog veröffentlichst du regelmäßig Tipps für Autorinnen und Autoren. Gab es einen speziellen Auslöser, weshalb du damit angefangen hast?

Mir war es wichtig, jungen bzw. neuen Autorinnen und Autoren Starthilfe zu geben, so wie ich mir das damals gewünscht hätte. Mit meinen Blogbeiträgen, aber auch indem ich als Mentor und Betaleserin fungiere, versuche ich, ein wenig von der Hilfe zurückzugeben, die andere Autoren und Betaleser mir über die Jahre zukommen ließen.

Seit diesem Jahr gibt es den Schreibratgeber Goal Setting for Writers von dir, im Dezember erscheint Time Management for Writers. Wie entwickelst du die Struktur und den Inhalt deiner Ratgeber?

Am Anfang steht immer ein Brainstorming. Ich überlege mir, was ich als Leserin zum Beispiel über das Thema Zeitmanagement wissen wollte. Auf diese Weise entsteht dann das Inhaltsverzeichnis und dann überlege ich mir für jedes Kapitel, welche Unterabschnitte enthalten sein müssen, um das Thema umfangreich abzudecken. Zum Beispiel habe ich mir für das Kapitel „Ablenkungen“ dann überlegt, warum kreative Menschen besonders anfällig für Ablenkungen sind, welchen Ablenkungen sie ausgesetzt sind und wie man diese erfolgreich bekämpfen kann.
Nachdem dann die Struktur steht, fange ich an zu schreiben. Dabei bemühe ich mich immer, möglichst lebensnah zu bleiben und durch Beispiele anderer Autoren und eigene Erfahrungsberichte das Buch anschaulich zu gestalten.
Am Ende gebe ich das Manuskript dann an meine Betaleser, mit der Bitte um Rückmeldung zu dem, was hinzugefügt, ausgebaut, geändert oder gestrafft werden muss.

Gibt es etwas, was du den Leserinnen und Lesern noch gerne mitteilen möchtest?

Dann nutze ich doch die Gelegenheit, um Danke zu sagen an alle, die meine Bücher gelesen und vielleicht sogar Rezensionen oder Feedback-Mails geschrieben haben. Ich hoffe, meinen Lesern und Leserinnen auch weiterhin viele schöne Lesestunden bereiten zu können!

 

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Geschichten von Jae

Deutsche Romane:

Cabernet und Liebe (Liebesroman)

Vorsicht, Sternschnuppe (Liebesroman)

Auf schmalem Grat (Teil 1 der Portland-Serie; Liebesroman mit Krimi-Aspekten)

Rosen für die Staatsanwältin (Teil 2 der Portland-Serie)

Zum Anbeißen (paranormaler Liebesroman)

Novellen:

Liebe à la Hollywood (kürzerer Liebesroman)

Vollmond über Manhattan (kürzerer paranormaler Liebesroman)

Kurzgeschichten:

Der Morgen danach (kostenlose Kurzgeschichte)

Sonderfahrt an Heilig Abend (kostenlose Kurzgeschichte)

Verführung für Anfängerinnen (erotische Kurzgeschichte, gehört zu „Cabernet und Liebe“)

Coitus Interruptus Dentalis (paranormale Kurzgeschichte, gehört zu „Zum Anbeißen“)

Liebe unterm Tannenbaum (3 romantische Kurzgeschichten)

Die Mitternachtscouch (Kurzgeschichte in der Anthologie „Suche Herz mit Namen“)

Pasta Amore (romantische Kurzgeschichte) [/box]

Elf Fragen an Cori Kane

„Schreiben ist ein Handwerk, aber auch Kunst“

Ein Gespräch mit Cori Kane

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Cori Kane schreibt seitdem sie 14 Jahre alt ist, angefangen hat sie mit Gedichten und kleinen Geschichten. Seit dem letzten Jahr veröffentlicht sie regelmäßig Kurzgeschichten, im Mai dieses Jahres erschien ihre Novelle „The Affair“.

Cori probiert viele Kreativformen aus und nutzt dafür auch die unterschiedlichen Möglichkeiten im Internet. Seit sie im Jahr 2000 mit Fanfiction startete, hat sie unter anderem ihren Blog mit vielseitigen Beiträgen gefüllt und ist zum Beispiel auf Twitter sowie Tumblr vertreten.

 

 

 

Cori, ich freue mich sehr, dass du dir Zeit für dieses Interview nimmst. Auf deinem Blog setzt du dich unter anderem mit dir und deinem Schreibprozess auseinander. Du erzählst von schwierigen Zeiten, aber auch, dass du es immer wieder schaffst, deine Projekte weiter zu verfolgen. Wie geht es dir momentan mit dem Schreiben?

Danke, dass du mich gefragt hast, dieses Interview zu machen. Ich hatte ein paar Rückschläge dieses Jahr, aber ich habe endlich wieder angefangen zu schreiben. Es ist schwierig, sich nach einer relativ langen Zeit wieder hinzusetzen und täglich zu schreiben. Aber wenn das erst geschafft ist, dann läuft es auch. Und im Moment läuft es. Ich arbeite an einer Geschichte, die ich letztes Jahr angefangen habe: Halfway Home. Ich mag die Charaktere sehr, die Geschichte entwickelt sich allerdings noch in meinem Kopf. Ich hoffe, es wird ein Roman, wenn’s fertig ist.

Wie konntest du dich motivieren, wieder regelmäßig zu schreiben?

Ich glaube, das hat mit Motivation gar nicht so viel zu tun. Motiviert bin ich fast immer. Aber wir kennen das alle: es kommen einem Sachen dazwischen, im Leben läuft nicht alles rund, und das Schreiben kann man immer aufschieben. Ich musste zuletzt auf einen Zeitpunkt hinarbeiten, an dem ich gesagt habe: jetzt setz dich dahin und schreib. Und das hab ich dann gemacht. Aber wenn man erst einmal wieder richtig angefangen hat, dann kann man auch täglich wieder an den Schreibtisch zurückkehren und weiter geht’s.

Wie oft schreibst du und wie schaffst du es, das Schreiben in deinen Tagesablauf zu integrieren?

Ich hab nicht so wirklich einen geordneten Alltag, vor allem dadurch, da ich im Moment Arbeit suche. Sprich, bei mir läuft alles durcheinander und ich versuche immer, mir einen Stundenplan zu formen, oder zumindest eine Abfolge, die ich einhalte. Schreiben ist ein Punkt in dieser Abfolge, zumindest im Moment, bis alles wieder wild durcheinander läuft. Zurzeit schreibe ich etwa zwei Stunden am Tag, aber ich hab erst wieder angefangen. Das wird sich also steigern. Ich verwende außerdem noch Zeit für Recherche für eine Geschichte, die ich hoffentlich nächstes Jahr beginnen kann.

In diesem Jahr ist die Geschichte „Versch(l)ossen“ in der Anthologie „Suche Herz mit Namen“ veröffentlicht worden; zwei Frauen lernen sich kennen, weil eine von den beiden aus Versehen zwei Räder zusammengekettet hat. Erzähl mir etwas zur Entstehung dieser Geschichte. Woher kam die Idee? Wie hast du die Figuren entwickelt?

Die Idee für ‘Versch(l)ossen’ ist schon recht alt, bestimmt schon zehn Jahre. Den Anfang hab ich damals geschrieben und die Geschichte für die Anthologie beendet. Damals hab ich fast mal mein Fahrrad mit einem anderen zusammengeschlossen und dachte, das wäre ein guter Ausgangspunkt für eine Geschichte. Erstaunlicherweise hab ich dann über zwei Figuren nachgedacht, die zwei ehemaligen Klassenkameradinnen recht ähnlich waren. Das mache ich normalerweise nicht, Charaktere nach Leuten formen, die ich kenne. Aber in dem Fall passierte das ganz natürlich. Die Ähnlichkeit ist aber oberflächlich – die beiden Mädchen, Frauen inzwischen, habe ich seit vielen Jahren nicht gesehen.

Schreibst du Geschichten parallel, oder schließt du erst eine ab, bevor du die nächste anfängst?

Das kommt auf das Format an. Fanfictions habe ich schon parallel geschrieben, ebenso wie Kurzgeschichten. Wenn ich an einer langen Geschichte arbeite, versuche ich immer, mich nur darauf zu konzentrieren – es sei denn, ich hab eine so gute Idee für eine Kurzgeschichte, dass ich sie einfach schreiben muss. Recherche läuft währenddessen immer nebenbei, und ich denke auch immer nebenbei noch über andere Geschichten nach.

Deine Muttersprache ist Deutsch, du schreibst zusätzlich auf Englisch, wie kam es dazu?

Am Anfang habe ich nur auf Deutsch geschrieben, aber als ich in der Schule Englisch gelernt habe, habe ich gemerkt, dass ich eine natürliche Affinität zu dieser Sprache habe. Ich habe angefangen, Bücher auf Englisch zu lesen. Es hat lange gedauert bis ich mich getraut habe, tatsächlich auf Englisch zu schreiben. Anfangs war das Fanfiction. Aber die Leute, die’s gelesen haben, mochten es. Und jetzt schreibe ich hauptsächlich auf Englisch. Der Markt ist größer und ich mag, dass die Sprache fließt, während Deutsch immer ein bisschen holprig daherkommt.

Wo findet man dich im Netz?

Wo findet man mich nicht? Ich hab Twitter, Facebook, Tumblr – alles unter dem Namen Corikane oder Cori Kane. Außerdem auch LiveJournal und Dreamwidth. Meine Fanfiction kann man auf Fanfiction.net und AO3, archiveofourown.org, finden. Und dann habe ich noch diverse Blogs. Der wichtigste ist mein Schreiberblog, den ich versuche zweisprachig zu halten, aber das meiste ist auch hier auf Englisch.

In welchem sozialen Netzwerk, bzw. auf welcher Seite liegt deine Hauptaktivität und warum?

Ich denke, ich verbringe meine meiste Zeit auf Tumblr. Ich habe einen Fanblog, was auf Tumblr bedeutet, ich reblogge einen Haufen Posts von Leuten, die dieselben Dinge mögen wie ich. Ich mag Tumblr vor allem, weil es sich wie ein Durchschnitt durch die Weltbevölkerung anfühlt, eine recht queere Welt, mit ganz vielen unterschiedlichen Erfahrungen und Meinungen. Ich finde das sehr interessant, aber die Gefahr besteht, dass man sich verliert. Im Moment versuche ich, mich zeitlich dort etwas einzuschränken. Aber an sich schaue ich auf den meisten Seiten mindestens einmal täglich vorbei.

Das klingt nach viel Input und einem regelmäßigen Austausch mit anderen, warum ist dir das wichtig?

Das ist eine Menge Input und, wie gesagt, man kann sich leicht verlieren. Aber das ist die virtuelle Welt und ich finde es dort einfacher, mich zu bewegen und Kontakt zu Leuten aufzubauen. Ich bin kein sehr sozial-aktiver Mensch. Ich habe meine Familie, ein paar Freunde, aber im Alltag nicht viel Kontakt zu anderen. Es können Tage vergehen, ohne dass ich mit einem einzigen Menschen rede. Das liegt nicht nur daran, dass ich introvertiert bin, das liegt vor allem daran, dass ich sehr verkopft bin. Manchmal will ich über eine meiner Lieblingsserien reden, oder ein gutes Buch, oder was auch immer und dann finde ich garantiert jemanden auf Tumblr, der sich auch dafür interessiert. Und dann ist das wieder erledigt. Das sind nicht zwangsläufig tiefsinnige Gespräche, aber ich muss nicht mal meine Wohnung verlassen, um mit Leuten in Australien oder den USA zu reden. Oder halt in Klein Kleckersdorf, wenn mir danach ist.

Du hast dich vor knapp fünfzehn Jahren entschieden, deine Art zu Schreiben durch Fanfiction öffentlich zu machen. Erzähl mir davon.

Damals hab ich mich mit anderen Xena-Fans in einem Forum ausgetauscht und dort auch Gedichte eingestellt. Irgendwann meinte einer der Jungs dort: deine Gedichte sind so gut, wieso schreibst du eigentlich keine Geschichten? Und ich dachte: warum eigentlich nicht? Und die erste Geschichte kam bei den Leuten gut an und dann hab ich sie an eine der Seiten geschickt, die damals deutsche Fanfiction veröffentlicht hat. Das war keine große Sache, obwohl es natürlich aufregend und cool war, wenn jemand geschrieben hat, dass er/sie eine Geschichte mochte. Ich hatte auch lange meine eigene Web-Seite, wo ich dann meine Geschichten raufgestellt hab.
Xena Fanfiction war für viele der Anfangspunkt. Man muss sich nur ansehen, wie viele der Schreiberinnen, die heute Lesbian Romance oder Lesbian Fiction schreiben, dort angefangen haben. Ich denke, Fanfiction ist ein guter Einstieg für jede Art von Schreibern, aber besonders für Romance. Man kann mit Charakteren arbeiten, die man selbst nicht erschaffen hat, sich in einer Welt bewegen, die vielen bereits bekannt ist. Man lernt, wie Dinge funktionieren, und dann kann man anfangen, seine eigenen Charaktere und Welten zu erschaffen. Oder man bleibt bei Fanfiction und betreibt Schreiben als Hobby.

Hast du dich dann auch noch mal speziell in das Schreiben von Kurzgeschichten und Romanen bzw. Novellen eingearbeitet?

Es ist ein bisschen beschämend zu sagen, dass ich mich mit dem Handwerk des Schreibens sehr wenig auseinandersetze und -gesetzt habe. Das meiste, was ich darüber weiß, kommt aus dem Studium, wo ich eher die Arbeit anderer interpretiert und kritisiert habe.
Ich habe in meinem ganzen Schreiberleben auch nur einen einzigen Ratgeber gelesen und das war Stephen Kings ‘About Writing’, was mehr mit King zu tun hatte als mit dem Inhalt. Ich finde sein Buch durchaus hilfreich, wende aber lange nicht alles an, weil ich finde, dass Schreiben nicht für jeden auf die selbe Art und Weise funktioniert. Sicher, es ist ein Handwerk, aber ich finde, dass es auch Kunst ist. Und ich bin darin eher intuitiv als geschult.

Ich wünsche dir viel Erfolg für die nächste Zeit und freue mich darauf, bald wieder etwas von dir zu lesen.

 

[box] Romane und Kurzgeschichten von Cori Kane:

Cori`s erste veröffentlichte Kurzgeschichte heißt „A Lesson in Magic“ und ist in der Anthologie „Wicked Things – Lesbian Halloween Short Stories“ des Ylva Verlages erschienen. Die Anthologie erhielt in diesem Jahr den Goldie der Golden Crown Literary Society (GCLS). In diesem Jahr erschienen die Kurzgeschichten „Versch(l)ossen“ (als Teil der Ylva Anthologie „Suche Herz mit Namen“) und „Unser erster-letzter Tanz“ (in der Anthologie „Heartbeatclub“ des Größenwahn Verlages). Seit Mai ist die Novelle „The Affair“ (Ylva Verlag) erhältlich. [/box]