Kunst spielt in einer Kategorie außer Konkurrenz – Interview mit Katrin Brackmann

Die Künstlerin, Mental Coach und Kommunikationsdesignerin Katrin Brackmann lebt im Ruhrgebiet in Essen. In ihren MixedMedia und Digital-Composing Werken spiegeln sich die Komplexität, das Chaos und die Diversität unserer Zeit.

Ein Gespräch.

Wie entstand die Leidenschaft für deine Kunst?
Je nach dem was man unter Kunst versteht, war sie immer schon da. Ich konnte mich stundenlang malend in meinen Geschichten verlieren. Nach dem Abitur habe ich visuelle Kommunikation an der Folkwang Akademie studiert. Damals musste man eine Mappe einreichen und durch eine 3-tägige Prüfung laufen.
Trotzdem, richtig Künstlerin-Sein habe ich mir erst Jahre später erlaubt. Das ist ein Weg.

Wodurch wirst du inspiriert und gibt es wiederkehrende Themen in deiner
Kunst?
Unterwegs-Sein, die gewohnte Situation verlassen, neue Erfahrungen machen – das inspiriert mich. Mich einlassen und manchmal verlieren. Je nachdem können Austausch und neue Menschen, oder auch gerade das Alleinsein wichtig sein. Wenn ich Bilder mache, bin ich gern allein. Themen meiner Kunst sind die Unterschiedlichkeit der Wahrnehmung, Bewusstsein, Perspektivwechsel, Selbstsein. Auf meinem Laptop und in vielen Notiz- und Scrumbooks sammle ich, was mich fasziniert und interessiert. Spannend finde ich auch Quantenphysik, Philosophie, Ganzheit und Polarität sowie Fragen nach Wirklichkeit, Weltmodellen und danach, wie das Leben so funktioniert.

„Kunst ist Spiegel und Impulsgeber“

Was kann deine Kunst sichtbar machen und was wünscht du dir, bewirkt
sie?
Ich glaube, dass Kunst verändert, wie und was wir sehen oder erkennen. Manchmal schenkt sie uns einen Zugang zu abstrakten Ideen. Kunst spielt in einer Kategorie außer Konkurrenz. Sie ist frei, darf abbilden, variieren, überzeichnen, hinterfragen oder provozieren. Künstlerische Interpretationen oder ungewohnte Perspektiven transformieren und machen etwas denk- oder vorstellbar. Und was denkbar ist, ist machbar (Sokrates). Auf die Art ist Kunst seit jeher Spiegel und Impulsgeber. In meiner Kunst experimentiere ich mit den Übergängen zwischen Wahrnehmung, Bewusstsein und dem, was wir Wahrheit nennen. Wie es im Talmud heißt: Wir sehen die Dinge nicht wie sie sind, sondern wie wir sind. Krisen sind immer zugleich Wahrnehmungskrisen, denn sie resultieren aus dem, was wir wahrnehmen und wie wir es bewerten. Hier ist für mich auch die Verbindung meiner beiden Felder: Kunst und Coaching. Dahinter ist für mich eine ähnliche Haltung. Ich mag es, zu hinterfragen und unbewusste Aspekte der Selbsterfahrung oder Spiritualität zu erforschen. Wir haben die Kunst, damit wir nicht an der Wahrheit zugrunde gehen (Nietzsche).

Mit welchen Techniken entstehen deine Bilder und wie hast du sie
entdeckt und entwickelt?
Meine Bilder sind Collagen, die im Methodenwechsel entstehen, das heißt es kommt zu einer stilistischen Verschmelzung digitaler Composings mit Malerei, Grafik und Fotos. Es begegnen sich Präzision und Fragment, Realität und Fiktion, Absicht und Zufall. Darin spiegelt sich die Komplexität, das Chaos und die Diversität unserer Zeit. Meinen Stil nenne ich MixedMedia- oder Digital-Composing.

Du arbeitest mit anderen Künstler*innen zusammen in einem Atelier,
entstehen einige deiner Kunstwerke trotzdem auch noch zuhause?

Eigentlich teile ich mir nur das Atelier mit anderen Künstler*innen – selten  und nur zufällig arbeiten wir dort zeitgleich. Ich arbeite auch zu Hause, insbesondere wenn ich am Computer kreiere.

Wie ist dein Blick auf die Bilder von anderen? Inspirierend, genussvoll
und / oder eher analytisch?
Auch wenn ich das gar nicht will, schaut das fachliche Auge mit. Dabei versuche ich, nicht zu viel zu vergleichen. Wissend, das macht keinen Sinn.
Statt etwas besser oder schlechter zu finden, möchte ich für mich kultivieren, die Aussagen zu erforschen. Es ist gut, wenn mich ein Werk inspiriert – oder stört.  Ich bewundere viele Künstler*innen und staune immer wieder über ihre Fantasie oder Hingabe.

Du bist Mitglied im Ruhrländischen Künstlerbund. Wie sieht euer
Austausch aus?
Der RKB ist ein engagierter Künstlerbund und die Verbindung ist sehr
energetisch für mich. Gerade findet ein Generationenwechsel und eine
Neuausrichtung statt. Wir machen regelrecht Kulturarbeit, im Austausch mit Kulturamt, Bundesverband bildender Künstler (BBK), Stadtpolitik u.a.
Akteuren der Kreativszene. Wir entwickeln Projekte und Ausstellungskonzepte. Das motiviert mich sehr und gibt meinem sonstigen
Einzel-Künstlerin-Sein extra Halt. Dazu fällt mir eine afrikanische Weisheit
ein: Willst Du schnell gehen, geh allein. Willst Du weit gehen, geh zusammen.

Wie gehst du mit Selbstzweifeln um?
Da schmeiss ich mich voll rein. Nein, natürlich nicht, aber ich kenne das. Als
NLP-Profi habe ich mir vor ein paar Jahren einen inneren Monkey-Mind-
Detector installiert, der anschlägt, wenn sich destruktive Gedanken verselbständigen. Ein Dreh ist, sich selbst nicht mit seinem Denken zu
verwechseln. Sich bewusst machen: ES denkt Dich. Humor hilft. Mir hilft es zu realisieren, dass es relativ und selbst gewählt ist, worauf ich mich fokussiere, worüber ich wie nachdenke, welche Bewertung und Bedeutung ich Dingen gebe. Gilt natürlich für uns alle.
Die handfesten Klassiker für gute Energie nutze ich natürlich auch: Sport,
Yoga, Musik hören (mit der ich Positives verbinde), Meditation, gutes Essen, D3 mit K und Schlaf.

„Wir zitieren und imitieren einander immer wieder gegenseitig“

Was würdest du anderen Künstler*innen gerne mitgeben?
Go with the Flow. Fun makes it run. Trust the Process … den Perfektionismus-Anspruch loslassen, etwas einmalig nie dagewesen Großartiges kreieren zu müssen. Da verkrampft man schnell und ent-möglicht quasi, was man gern hätte. Lieber sich erlauben, einfach zu machen, laufen lassen, neugierig sein. Darauf vertrauen, dass das Richtige passiert. (So oder so.) Ich finde, ein Zitat von Eckhart Tolle pointiert es ganz gut: Denken spielt nur eine untergeordnete Rolle in der kurzen entscheidenden Phase des eigentlich kreativen Aktes. Wissenschaftler und Künstler sind nicht kreativ, weil sie denken können, sondern weil sie damit aufhören können. Und: nicht bewerten in Kategorien von gut oder schlecht. So viel wurde und wird gemacht. NO EGO. Es gibt eine unendliche Fülle von Werken jeden Genres. Wir zitieren und imitieren einander immer wieder gegenseitig und dann kommt immer wieder etwas Spannendes, vielleicht auch etwas Neues heraus – aber eher im Sinne einer Co-Kreation der Welt- und Menschheitsgeschichte. Da wäre aus meiner Sicht weniger Ego und Eitelkeit angebracht. Besser eine Prise Demut, denn wir sitzen eh auf den Schulter von Riesen. And by the way: nicht zu viel SocialMedia.

Bildrechte: Katrin Brackmann

Links:
Webseite Kashee de Bias - Katrin Brackmann
und Katrin auf:
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Ein Gespräch mit Ulrike Dietmann

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       „Trau dich was!“

 

 

 

 

 

Ulrike Dietmann veröffentlicht Ratgeber und Geschichten, die Leserinnen und Leser dazu bringen, sich auf eine Reise zu begeben, hin zu sich selbst. Nach dem Studium der Philosophie, Theaterwissenschaften, Publizistik und dem Szenischen Schreiben arbeitete die Bad Mergentheimerin als Freie Autorin, schrieb Hörspielgeschichten, Heftromane, Drehbücher und für das Theater. Schon bald half sie anderen Autorinnen und Autoren als Schreibdozentin und -coach und gründete 2008 die „Pegasus-Schreibschule“. Um jedem einen besonderen Weg zu ebnen, einen Pfad zu seiner Authentizität und seinen Gefühlen zu finden, widmet sich Dietmann der pferdegestützten Persönlichkeitsentwicklung. Im Rahmen ihres Unternehmens „Spirit Horse“ bietet sie Workshops an; im Jahr 2009 gründete sie zudem den Verlag „Spiritbooks“. Im Netz findet man Informationen über sie auf ihrer Homepage oder bei Facebook.

Liebe Ulrike, deinem Ratgeber „Heldenreise ins Herz des Autors – Das Handwerk der Inspiration“ hast du folgendes Zitat von Rumi aus dem 13. Jahrhundert vorangestellt:

Klammere dich ans Verrücktsein

Konventionelle Meinungen sind der Ruin unserer Seele,

etwas Geliehenes, das wir mit Eigenem verwechseln.

Da ist es besser, nichts zu wissen;

klammere dich lieber ans Verrücktsein.

Lass die Sicherheit fahren

und sei zu Hause unter den Gefahren.

Lass den guten Namen hinter dir

und nimm die üble Nachrede hin.

Ich habe lange mit vorsichtigen Gedanken gelebt;

jetzt werde ich verrückt werden.

… was bedeuten dir diese Zeilen?

Sie drücken im Wesentlichen das aus, was ich vermitteln möchte. Ich denke, dass viele Menschen mehr wagen und sich trauen sollten, freier zu denken. In jedem von uns steckt ganz viel Potenzial, mehr als man ahnt. Das würde hervorgebracht, wenn man die gewohnten und vorgeschriebenen Pfade verließe und sich traute wilder und verrückter zu sein.

Spiegelt sich diese Zurückhaltung auch bei den deutschen Autorinnen und Autoren wider?

Ja, leider. Ich erlebe das vor allem bei meinen Reisen durch viele verschiedene Länder, denn ich entdecke dort Texte und Geschichten, die nicht nach einem bestimmten Schema geschrieben wurden. Die deutschen Schriftstellerinnen und Schriftsteller sind da eher zurückhaltend. Ich könnte mir vorstellen, dass unsere Literatur davon aufleben könnte und vor allem in anderen Ländern wieder mehr auffallen würde.

Dann würde man als Autor jedoch auch die Angst besiegen müssen, nicht markttauglich zu sein.

Das wichtigste ist, dass die Leser berührt werden. Die Kraft einer Geschichte, eines Textes entwickelt sich nur dann, wenn die Autorin oder der Autor beim Schreiben authentisch war. Wenn er oder sie sich ganz und gar mit dem Thema identifiziert und beschäftigt und mit Leidenschaft und Liebe alles dafür tut, die Worte und seine Botschaft für andere auf das Papier zu bringen, dann wird der Text einen Weg zu seinem Leser finden.

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Warum hast du vor acht Jahren die Pegasus Schreibschule gegründet?

 

 

Ich wollte einen schönen Ort schaffen, an dem kreatives Potenzial frei fließen kann. Ich halte nicht so viel von den klassischen Lernzimmern, bei mir gibt es bequeme Sofas und bunte Stühle und wir gehen zwischendurch raus in die Natur. Durch die Coachings und Workshops möchte ich jedem etwas mitgeben, das er für sich nutzen kann. Ich kann mir in dieser Zeit den einzelnen Menschen anschauen und individuell auf ihn eingehen. Wir sind bei den Workshops meist neun Leute, jeder bringt seine persönlichen, speziellen Ideen mit, die wir vor allem nach dem Modell der Heldenreise ausbauen. Jeder hat eine ganz eigene Stimme und Botschaft und mir ist es wichtig, diese auszugraben. Ich denke, es ist für jeden gut, einen Lehrer zu haben, das erleben wir in vielen Bereichen unseres Lebens. Manchmal kann nur jemand Außenstehendes die Probleme erkennen und benennen oder das Potenzial bestimmter Ideen greifbar machen und dadurch die Entwicklung beschleunigen.

Könntest du das Modell der Heldenreise erläutern?

Die Heldenreise ist ein geniales Modell des Geschichtenerzählens. Damit kann jeder Autor in recht kurzer Zeit lernen, Geschichten zu erzählen, die garantiert spannend sind. Die Heldenreise führt die Hauptfigur durch eine Entwicklung, in der sie eine wahre Veränderung erfährt. Das ist der Kern aller echten Geschichten. Die Heldenreise wird auch in der Persönlichkeitsentwicklung verwendet und ist das effektivste und nachhaltigste Modell für Veränderung, das ich kenne. Sie hört nie auf, mich zu faszinieren. Die Heldenreise beschreibt die Grundstruktur von Geschichten, wie sie zu allen Zeiten in allen Kulturen erzählt wurden. Sie ist deshalb so erfolgreich, weil sie die einzelnen Stadien beschreibt, die die menschliche Psyche durchläuft, wenn sie sich verändert.

Seit 2008 bietest du im Rahmen deines Unternehmens Spirit Horse die spirituelle Persönlichkeitsentwicklung mit Pferden an. Im Umgang mit den Tieren kommt das eigene Innere zum Vorschein. Warum ist das so?

Tiere reagieren auf das Authentische in einem Menschen. Die Pferde nehmen nur Kontakt auf, wenn du ganz und gar du selbst bist, sie zeigen dir den Unterschied zwischen wahrem Sein und falschen Selbst, denn du kannst ihnen nichts vormachen. Pferde erkennen das Lebendige in dir und antworten darauf. Die Begegnungen mit den Pferden laufen für jeden unterschiedlich ab, es sind ganz persönliche Erfahrungen, die dich auf die unterschiedlichsten Weisen stärken.

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Viele deiner Erkenntnisse gibst du auch in Ratgebern wieder. Deine Bücher erscheinen mittlerweile in deinem eigenen Verlag Spiritbooks, das Kernteam besteht aus vier Leuten sowie zwanzig Autorinnen und Autoren. Was hat dich motiviert, es mit einem eigenen Verlag zu versuchen?

 

 

Als ich mich mit den Möglichkeiten beschäftigte, was dieses selbstbestimmte Arbeiten bedeutet, habe ich eine große Befreiung und Freude erlebt. Für alles rund um ein Buch verantwortlich zu sein, für den Inhalt, den Titel und das Cover und für die Autorinnen und Autoren da sein zu können, bringt besondere Erfahrungen und viele schöne Momente mit sich. Und manchmal erreichen mich Texte, die für andere Verlage nicht lukrativ genug wären. Ich freue mich, dass ich diesen Schriftstellern eine Plattform geben kann.

Werfen wir einen Blick hinter die Kulissen, wie entsteht bei euch ein Cover?

Ganz oft haben die Autorinnen und Autoren schon eine eigene Vorstellung davon, diese ergänzen sie dann mit eigenen Fotos; manche kennen auch Malerinnen oder Maler und sie finden Bilder, die zu ihren Texten passen. Wir schauen gemeinsam, welches Bild die emotionale Botschaft am besten rüberbringen kann. Die Entwicklung von Covern ist spannend, denn dabei passieren manchmal unvorhersehbare Dinge. Die Cover fliegen einem regelrecht zu. Wir hatten das Cover für mein Buch „Das Medizinpferd“ schon festgelegt. Kurz darauf klingelte es an meiner Haustür und die Malerin Daniela Roßner fragte mich, ob sie mir ihre Mappe zeigen könnte und mein Cover lag plötzlich vor mir.

Du schreibst jedes Jahr ungefähr zwei Ratgeber, gibst um die fünfzehn Workshops und einzelne Coachings und bildest Trainer in der Heldenreise mit Pferden aus. Wie geht deine Reise weiter?

Im Augenblick entsteht mein erster Online-Lernkurs und ich bin dabei, Filme für YouTube zu machen. Ich bin fasziniert von den vielen Möglichkeiten, die die Entwicklung der Technologie bietet. Da ich ein Mensch mit einer Mission bin, sucht etwas in mir immer nach neuen Wegen, Menschen zu erreichen. Das ist meine Natur: andere zu berühren, Menschen zu begegnen und mit ihnen zu wachsen. Das macht mich glücklich.

Herzlichen Dank für das Gespräch.

 

Bildrechte: Ulrike Dietmann

 

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Veröffentlichungen (eine Auswahl)

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Lieben und Frei sein (2016)

 Reise in die innere Wildnis – Urkraft für den Alltag (2015)

Epona – Die Pferdegöttin (2013)

Heldenreise ins Herz des Autors – Das Handwerk der Inspiration (2012)

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Mehr bei: „Spiritbooks“

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