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Drei Künstlerinnen – Ein Buch: „Die Reise des Fuchses“


Ich kenne deinen Namen gar nicht, sagte der Fuchs eines Tages zur Krähe. Doch, antwortete sie.

© Madita Sternberg

Alles begann im Herbst 2017 mit einem Tweet auf Twitter. Die Bedeutung von Tieren in Märchen und Fabeln hat mich schon immer auf tiefe Weise berührt. Als ich längere Zeit gedanklich feststeckte, suchte ich einen Weg, die Situation anders betrachten zu können und plötzlich saß da der Fuchs am Fluss und stellte ihm Fragen. Kurz darauf landete die Krähe am Ufer. Sie gab dem Fuchs Antworten und immer öfter gingen sie ein Stück des Weges gemeinsam. Ich bekam wunderschöne Rückmeldungen zu den Tweets und wollte gerne mehr daraus machen.

Anna Thur und ich arbeiten schon seit vielen Jahren immer mal wieder zusammen an kleinen Projekten. Sie hatte erkannt, dass sich der Fuchs im Laufe der Zeit auf eine Reise begeben hatte. Sie wollte die einzelnen Momente verbinden.

Anna Thur: Der Fuchs tauchte immer wieder auf Twitter auf. Ich bemerkte, dass es kleine Teile von einem großen Ganzen sind, das musste einfach zusammengeführt werden.

Ihr Ansporn, ein Buch daraus zu machen, ermutigte mich, eine Idee weiterzuverfolgen, die mich in Bezug auf den Fuchs seit Beginn nicht mehr losgelassen hatte. Ich wollte ihn zeichnen lassen. Ich mag die Art der Illustrationen von Madita Sternberg sehr. Sie hat eine Hingabe für Details und Gespür für die Atmosphäre eines Momentes.

Madita Sternberg: Nach den ersten Skizzen in unterschiedlichen Stilen war schnell klar, dass der Fuchs und die Krähe ganz besonders aussehen mussten. Für mich wirkten die Texte immer wie eine Art Traum, und so fand ich es passend, dass auch die Bilder ein wenig nach einem Traum aussehen sollten.

Ich unterteilte das Buch in vier Kapitel, Madita zeichnete dazu und Anna gab den kleinen Momenten einen neuen Rhythmus und brachte alles zusammen in Buchform. Ich freue mich sehr, dass euch der Fuchs nun mit auf seine Reise nehmen kann.

Hier geht es zum Buch, darin findet ihr übrigens auch das ganze Gespräch zu unserem Projekt. Ich wünsche euch viel Freude damit.

Vom (Schreiben über das) Küssen

„Ein Kuss heißt: Ich lasse dich in mein Leben. Ich vertraue dir und schütze dich.“

(3)

 – M.E. Lee Jonas

Was ist das Schönste daran, eine Kussszene zu schreiben?

Ich bin dafür bekannt, solche Szenen diplomatisch zu umschreiben. Für mich spielt das Alter der Protagonisten eine große Rolle. Rede ich mit meiner 14-jährigen Tochter über das Küssen, reagiert sie wie ein Teenager. Sie errötet. In diesem Alter hat dies also noch eine andere Bedeutung. Meine Protagonisten sind vierzig Jahre und älter. Da gibt es plötzlich Bedenken, basierend auf früheren Erfahrungen und Verletzungen. Die Funktion eines Kusses verändert sich. Das schönste Gefühl, das ich in einer Geschichte ausdrücken kann: jeder aufrichtige Kampf lohnt sich. Ein Kuss bezeugt dann Hoffnung, Vertrauen und Dankbarkeit.

Was ist das Schwierigste daran, eine Kussszene auf das Papier zu bringen?

Ich lasse meine Erfahrungen, Werte und Bedeutungen mit einfließen. Es ist also eine Art »Entblößung« von Intimität. Ich versuche zu beschreiben, wie sich die Protagonisten wirklich fühlen. Ich bin keine Liebesroman-Autorin. Ich schreibe Dramedy und Urban-Fantasy. Das heißt, dass solch einer Kussszene viel Leid vorausgegangen ist und die Protagonisten sich dem Gefühl, dem sie sich lange Zeit verschlossen haben, stellen müssen. Das ist sehr schwierig, weil ich diese Empfindungen dann ebenso zulassen muss.

Welcher ist dein Lieblingssatz oder Absatz aus einer deiner geschriebenen Kussszenen und warum ist es dieser?

Sagen wir bedeutungsvollster Moment. In meinem Roman »MOSCHUSFIEBER #soulmate« durchleben die Protagonisten die tragische Seite der »wahren Liebe«. Beide in Ehen gefangen, die nur noch auf dem Papier bestehen, wehren sie sich gegen die Gefühle. Diese emotionale Verzweiflung verarbeiten die Protagonisten auf unterschiedliche Weise. Getrennt voneinander versuchen sie diese zu ignorieren oder zu verdrängen. Erst als die Protagonistin den Entschluss fasst, in eine andere Stadt zu ziehen, um ein neues Leben ohne ihn zu beginnen, kann er sich den Gefühlen endgültig stellen. Es ist eine Geschichte, die die Schattenseite einer Liebe zwischen gesellschaftlichen Verpflichtungen und großen, verzweifelten Emotionen erzählt. Die Schwierigkeit liegt immer darin, scheinbar einfachen Dingen wieder Bedeutung zu verschaffen.

»Es ist alles kompliziert … Ich war selbst überfordert und … Ich kann nicht …«, flüsterte er und umschlang meinen Nacken mit seinen weichen Händen.

Ich drehte mich weg und wich ein Stück zurück.

»Schluss mit den Spielchen. Du kannst nicht, und trotzdem soll ich als Lückenbüßer herhalten?«, blaffte ich mit bebender Stimme, worauf er auf mich zukam und mich küsste.

Ich wehrte mich ein paar Sekunden, bevor ich mich meinen Gefühlen hingab, die sich trotz der Ereignisse nicht verändert hatten.

»Ich kann nicht aufhören, dich zu lieben …«

(© M.E. Lee Jonas »MOSCHUSFIEBER #soulmate«)

Was bedeutet dir ein Kuss?

Ein Kuss heißt: Ich lasse dich in mein Leben. Ich vertraue dir und schütze dich. Bei meiner Tochter bedeutet er zudem: Keine Angst! Ich bin da! Du machst das toll! In der Öffentlichkeit heißt dies: Danke.

Wird dem ersten Kuss in Geschichten und Filmen eher zu viel oder zu wenig Bedeutung beigemessen?

Ich habe den Roman »Moschusfieber #soulmate« auch als Drehbuch umgeschrieben. Die Geschichte habe ich nicht verändert, den Ablauf jedoch für die Regie ändern müssen. Das Faszinierende war, dass es keine Rolle spielt, welchen Weg man wählt, die Gefühle ändern sich nicht. Jeder Leser oder Betrachter hat jedoch ein anderes Empfinden über die Wichtigkeit eines Kusses, basierend auf eigenen Erfahrungen.

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„Ein Kuss bedeutet für mich die Abwesenheit von Zeit und Raum.“

– Jess Tartas

Was ist das Schönste daran, eine Kussszene zu schreiben?

Die Ruhe, die es braucht, um mich einzufühlen. Dass es notwendig ist, innezuhalten, wenn ich beschreiben will, was jemand spürt.

Was ist das Schwierigste daran, eine Kussszene auf das Papier zu bringen?

Schreiben bei geschlossenen Augen ist nicht immer so leicht.

Welcher ist dein Lieblingssatz oder Absatz aus einer deiner geschriebenen Kussszenen und warum ist es dieser?

Ich habe weder einen Lieblingssatz noch -absatz, aber ich erfinde einen, der mir jetzt gefällt.

Im Freibad. Wenn du kurz davor bist, dein Calippo-Eis aufgeschleckt zu haben und schon die Pappe schmecken kannst, dann ist der beste Moment für einen Kuss. Du siehst dich um und entdeckst den Typen, der immer da ist, immer bereit. Du weißt es, du hast ihn schon ein halbes dutzendmal geküsst. Du hängst dir dein Handtuch um die Schultern und gehst über den trockenen gelbgrünen Rasen. Die Papphülse steckst du dir in den Mund, saugst den letzten Rest klebriger Flüssigkeit heraus und wirfst die Verpackung in den Müll. Du und er, ihr kennt euch ja, es braucht nicht viel, um klar zu machen was du jetzt willst. Du hältst seine Hand, er umfasst deinen Kopf und führt seine Stirn an deine. Eure Nasen berühren sich, du wendest dich ab, er behaucht deine Wange, leckt dir deinen Hals und saugt sich fest. Du siehst den Himmel, blau und ewig, und mit einer kleinen Drehung schiebst du sein Gesicht vor deines, damit du deine Lippen auf seine legen und ihn am Beckenrand küssen kannst.

Mir gefällt der Absatz, weil er eine Erinnerung ist, die an der einen oder anderen Stelle für manche wahr sein könnte.

Was bedeutet dir ein Kuss?

Ein Kuss bedeutet für mich die Abwesenheit von Zeit und Raum. Ein Kuss ermöglicht es mir, eine Verbindung einzugehen, die nur in diesem Moment in dieser Handlung besteht. Und niemand kann dabei reden, das empfinde ich auch als wichtig.

Wird dem ersten Kuss in Geschichten und Filmen eher zu viel, oder zu wenig Bedeutung beigemessen?

Ich denke, es liegt ganz daran, wie viel man selbst dort hineinlegen möchte und wie empfänglich man gerade ist. So ein erster Kuss kann überraschen oder erlösen, angenommen oder abgelehnt werden. So ist es aber auch mit allen weiteren Küssen, denke ich. Die Herausforderung ist es, die nächsten Küsse nicht egal werden zu lassen.

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Bildrechte: - Foto Nr. 3: Linsensüppchen 54 / linsensueppchen54.de 
- Foto Nr. 4: Anja Müller /
www.anja-mueller-fotografie.de

Vom (Schreiben über das) Küssen

„Es gibt keinen wichtigeren und schöneren Ausdruck für Liebe.“

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– Markus Jäger

Was ist das Schönste daran, eine Kussszene zu schreiben?

Die emotionale Verbundenheit zweier literarischer Figuren nachvollziehbar zu erzählen funktioniert als großes Ganzes über die Handlung ihrer gemeinsamen Geschichte, wenn aber die Gefühle in einer mitreißenden Momentaufnahme kulminieren sollen, dann am Besten in und mit einem Kuss. Wobei dieser Kuss zur Spannungssteigerung auch nur angedeutet werden kann. Wichtigste Motivation dabei ist und bleibt für mich die glaubwürdige Zartheit.

Was ist das Schwierigste daran, eine Kussszene auf das Papier zu bringen?

Die Frage, wie man die Schallmauer der simplen Beschreibung zweier aufeinandertreffender Münder durchbricht. Welche Gefühle spielen sich in den Figuren ab? Gehen diese Emotionen miteinander d’accord? Wie stark ist die Erleichterung der sich Küssenden? Sind die Augen geschlossen? Wohin kann bzw. soll der Kuss führen? Vor welchem narrativen Kontext geschieht der Kuss?

Welcher ist dein Lieblingssatz oder Absatz aus einer deiner geschriebenen Kussszenen und warum ist es dieser?

Ich habe eine (noch unveröffentlichte) Erzählung über eine schwule Liebesgeschichte geschrieben, in der einer der beiden Protagonisten nicht geoutet ist. Titel dieser Geschichte ist „Der Kuss als Wort“. Für mich bekommt der Kuss hier eine politische Bedeutung. Denn wer den Menschen, den er/sie liebt, in der Öffentlichkeit nicht zu küssen wagt, wird immer wieder zur Frage der Glaubwürdigkeit seiner/ihrer Liebe gezwungen. Ein aufreibender Konflikt, an dem die Liebe auch heut noch viel zu oft scheitert. Deshalb ist mir diese Erzählung besonders wichtig.

„Als sie nur Tage später einen öden grauen Gipfel im Schutz der dunklen Nacht erklommen, fiel ihr erstes Wort der Wahrheit über Schluchten in die Welt. Allein zu zweit. Wo niemand sah, was niemand sehen durfte. Erst dann wand sich der Weg nach unten und sie marschierten wieder heim. Denn ein Kuss, den andere sahen, ließ die Welt erkennen, was für S. die Welt nichts anging.“

Was bedeutet dir ein Kuss?

Es gibt keinen wichtigeren und schöneren Ausdruck für Liebe. Wenn wir mit einem Kuss nicht in der Lage sind unser Gefühl zu artikulieren, ist die Glaubwürdigkeit unseres Gefühls von vornherein zu hinterfragen. Wenn wir mit einem Kuss der Liebe authentisch Ausdruck verleihen, ist die Liebe nackt und echt. So wie unser Dasein in diesem Moment nackt und echt ist.

Wird dem ersten Kuss in Geschichten und Filmen eher zu viel, oder zu wenig Bedeutung beigemessen?

Das kommt auf die Geschichte beziehungsweise den Film an. Solange die oben erwähnten Impulse beim literarischen Küssen inkludiert sind, kann meines Erachtens nicht genug geküsst werden. Wenn allerdings nur das eine oder andere Hollywood Klischee vermarktet werden soll, wird man allzu schnell satt.

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„Ich würde gern viele Menschen küssen. Damit meine ich Küsse der Begeisterung und Zuneigungsbekenntnis. Ich verteile auch Handküsse.“

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– Julia von Rein-Hrubesch

Was ist das Schönste daran, eine Kussszene zu schreiben?

Das Kribbeln. Meist ist es so, dass man auf einen Kuss hinschreibt. Man fiebert ihm also entgegen. Wobei ich persönlich selten küssen lasse. Wenn man sich küsst, ist die intime Berührung passiert, der Zauber des Wartens und Erwartens vorüber. Ich leide lieber an der Sehnsucht.

Was ist das Schwierigste daran, eine Kussszene auf das Papier zu bringen?

Den Zauber innezuhalten. Beim Küssen berühren sich Lippen, oder Lippen berühren Haut. Der Prozess selbst gibt also nicht viel her, um den Leser fiebern zu lassen. Man sollte die Szene so gestalten, dass das Drumherum die eigentliche Magie ist. Ein scheues Lächeln gefällt mir da oder gerötete Wangen. Ganz wichtig ist auch der Ort. Er sagt was über die Küssenden aus. Eigentlich stehen Autor*in viele Möglichkeiten zur Verfügung, man kann spielen. Es geht darum, es gut zu machen. Eine Kussszene neben einer Mülltonne zum Beispiel, bei dem es dem Leser heiß wird, zeugt von guter Kunst.

Welcher ist dein Lieblingssatz oder Absatz aus einer deiner geschriebenen Kussszenen und warum ist es dieser?

Da muss ich erst mal suchen. Ich geize mit Küssen in meinen Geschichten. Es geht ja meist um Suchende, und Küsse findet man nicht so leicht.

Und dann macht er einen Schritt auf mich zu, und noch einen, und ich, weil ich mal wieder nichts raffe, mache einen Schritt zurück und noch einen.
Bis ich mit dem Rücken an der Hallenwand stehe, und Tony direkt vor mir. Er stellt seine Tasche auf den Boden und stützt den Arm an der Mauer ab. „Wenn du noch einen Schritt machen willst, muss du dich schon durch die Steine bohren“, sagt er und grinst sein einzigartiges, schiefes Grinsen.
„Ich …“, mache ich, weil ich zu mehr nicht in der Lage bin.

„Willst du das?“, fragt Tony und grinst mich an. „Willst du noch einen Schritt machen? Dann nehme ich meinen Arm weg. Nur ein Wort, Fee.“

Ich schlucke. So langsam fällt bei mir der Groschen, auch wenn das nicht bedeutet, dass ich was Sinnvolles tun oder sagen kann. Ich schaffe es grad noch, mit dem Kopf zu schütteln.

Und dann …

… küsst er mich.

Es ist diese Szene, weil es die einzige von mir ist, in der sich geküsst wird. Aber ich mag sie auch so sehr.

Was bedeutet dir ein Kuss?

Uff, es wird nicht leichter.

Ein Kuss bedeutete mir viel. Ich würde gern viele Menschen küssen. Damit meine ich Küsse der Begeisterung und Zuneigungsbekenntnis. Ich verteile auch Handküsse. Es gibt ja so viele verschiedene Arten von Küssen, deswegen muss man da vorsichtig sein, wem man welche gibt.

Wird dem ersten Kuss in Geschichten und Filmen eher zu viel, oder zu wenig Bedeutung beigemessen?

Mit dem Küssen wird viel Schindluder getrieben! Vor allem finde ich die ersten Küsse in Filmen und Serien immer ganz schlimm, da fühle ich mich persönlich beleidigt. Jeder wartet drauf, dass sich endlich geküsst wird, und dann werden Lippen aufeinandergepresst und Köpfe hin und hergeworfen. Das finde ich gemein. Der erste Kuss ist Sinnlichkeit, oder? Er trägt schon die Sexualität in sich, doch die kommt erst später. Außer, es ist ein One-Night-Stand. Meine Güte, das sind echt schwere Fragen, haha.

Ich kann keine Figur mehr ernst nehmen, die beim ersten Kuss Zunge und Speichel preisgibt. Küsse sind heilig. Und das zeigt, was für ein mächtiges Instrument sie sind. Da kann man viel falsch machen. In den Büchern, die ich lese, wird wenig geküsst. Mann, das klingt ja traurig. Mitgefiebert hab ich echt bei Herr Lehmann, ich wollte so sehr, dass er die schöne Köchin küsst. Und das ist schon lange her. Teenieküsse werden meist verhauen, ich finde, das kann Stephen King gut. Teenager küssen magisch, da muss man sehr aufpassen, dass man es richtig einfängt. Und ich finde, dass Küsse in Genres, die nicht zur Liebe gehören, zu wenig vorkommen. Das werde ich selbst in Zukunft mal ändern 🙂 Die Frage bleibt auch, warum das so ist. Ich schätze, weil man da Angst vor dem Klischee hat: Oh, jetzt kommt gleich die Romantikkeule.

Bildrechte: – Foto Nr. 1: Linsensüppchen 54 / linsensueppchen54.de
– Foto Nr. 2: Anja Müller / www.anja-mueller-fotografie.de

Szenengerüst – Vorbereitung für das Schreiben

Ihr Lieben, ich entwickle gerade ein Szenengerüst zur Vorbereitung auf das Schreiben. Ich habe gemerkt, dass ich mich beim reinen schreiben der Szene immer auf zu vieles konzentrieren musste. Das war nicht nur anstrengend, sondern hat den Schreibfluss oft unterbrochen. Also habe ich ein Szenengerüst entwickelt, um vorher schon einiges festzulegen. Bisher habe ich folgenden Aufbau:

Aus welcher Situation kommt die Figur?

Welche Emotionen hat die Hauptfigur in der Szene?

Welche Stimmung herrscht ggf. bei den anderen Figuren?

Ist es eine zufällige oder geplante Situation in dieser Szene?

Wo findet die Szene statt?

Welche Atmosphäre herrscht dort und warum?

Welche Komponenten könnten die Atmosphäre und die Emotionen unterstreichen? (Hier auch an extreme Gegensätze denken)

  • Wetter:
  • Lichtverhältnisse:
  • Räumlichkeiten:
  • Einengende oder weite Kulisse:

Wonach riecht es?

Was für Geräusche gibt es?

Welche Farben dominieren?

Was löst die Umgebung bei der Figur aus?

Was wird die Figur erfahren, was sie vorher nicht wusste?

Welche Szene folgt?

Wird es eine zufällige oder geplante Situation?

Wie geht es der Figur am Ende der Szene?

Was hat sie Neues erfahren?

Was hat sich in ihrer inneren Einstellung verändert?

Schreibt mir, ob ihr mit ähnlichen Instrumenten arbeitet und/oder was ihr bei diesem Gerüst noch ergänzen würdet. Und meine lieben Leserinnen und Leser: Wodurch wird für euch eine Szene lebendig? An was erinnert ihr euch hinterher besonders? Ich freue mich auf eure Mails:

InasPostkasten@ina-steg.de

Über Handgeschriebenes und die Kraft schöner Erinnerungen

Interview mit Jennifer Düing

Jennifer Düing lädt durch ihre Worte zum Innehalten ein. Auf Twitter hält sie Alltagsmomente mit oft kurzen Beschreibungen fest, die sie in ihre eigene poetische und sanfte Gedankenwelt verwebt. Als Postkartenautorin verschickt sie Gedichte und Kürzestgeschichten, damit es in den Briefkästen wieder bunter wird.

Ich freue mich sehr, dass du mir ein wenig über dich verraten magst. Du hast vor knapp zwei Jahren deine Idee in die Tat umgesetzt und wurdest Postkartenautorin. Wie kam es dazu?

Schon lange hegte ich den Wunsch Postkartenautorin zu sein. Ich wusste nicht wie das aussehen würde. Bis ich im schlimmen Liebeskummer einfach meine alten Gedichte hervor kramte und anfing neue zu schreiben. So war der große Kummer auch großes Glück.

Wann kommen dir die Ideen für deine Gedichte und Geschichten?

Die Gedichte und Kürzestgeschichten schreibe ich in Cafés, in der Sauna, im Zug. Immer unterwegs. Manchmal trage ich die Idee für einen Text einige Tage oder gar Wochen mit mir rum, bis ich ihn einfach runter schreibe in wenigen Minuten. Das sind mir die liebsten.

Was waren bisher deine schönsten Momente als Postkartenautorin?

Die schönsten Momente sind die, wenn die Postkarten schöne Erinnerungen wecken. Einmal erzählte mir jemand, nachdem sie ein Gedicht gelesen hatte, wie sie im blauen See baden war, schwerelos fühlte sie sich. Das war einzigartig für sie. Dabei leuchteten ihre Augen.

Was bedeuten dir Postkarten und Briefe?

Sie sind für mich eine Form der Kommunikation, die mehr nach innen geht. Durch die Hand geschrieben empfinde ich sie als persönlicher. Meine beste Freundin und ich wohnen mittlerweile am jeweils anderen Ende von Deutschland. Leider schaffen wir es kaum uns zu schreiben. Daher schreiben wir uns Briefe über die Themen, die wir diskutieren wollen. Unser letztes Thema war Glück und Glücklichsein. Ich freue mich immer, wenn ich wieder einen Brief von ihr in der Post finde. Und genauso geht es mir mit Postkarten.

Erzählt die Handschrift eines Menschen etwas über ihn?

Vor einiger Zeit schrieb ich auf Twitter: Unsere Handschrift verrät etwas über uns. Nur was, das ist die Frage. Eine poetische.  Wenn ich einen handschriftlichen Text sehe, stelle ich mir gleich die Person dazu vor. Das muss nicht konkret sein. Dennoch lässt es zwischen SchreiberIn und LeserIn eine Nähe entstehen und gibt einen kleinen Einblick in die Welt. Wenn auch nur gefühlt. 

Etwas Neues zu wagen braucht Mut und Kraft, manches hat einen langen Vorlauf. Wie empfindest du diesen Weg zu einem bestimmten Ziel?

Ich habe gelernt, dass es wichtig ist anzufangen. Es muss nicht perfekt sein, alles kann sich entwickeln. Viel wichtiger ist es, sich ans Herz zu fassen und einfach zu machen. Wenn man nicht anfängt, verlieren sich vielleicht sogar die Ziele und Wünsche. Und darum wäre es doch sehr schade.

Jennifer findest du auf Facebook: https://www.facebook.com/nachtblau/photos und Instagram: https://www.instagram.com/postkartenautorin/ sowie auf Twitter als @nachtblau und @goldmomente.

Bildrechte: Jennifer Düing

Von einem Einkaufszettel im Park und seinen Geschichten

 

 

Eine Geschichte entsteht manchmal nur durch eine Gegebenheit, durch einen bestimmten Moment. So war es auch mit „Letzte Zutat Liebe“.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich mag die Einkaufszettel von anderen. Wenn ich einen im Einkaufswagen finde, schaue ich ihn mir an, betrachte die Art des Papiers, fahre die Handschrift mit der Fingerspitze entlang und studiere die Liste darauf. Ich stelle mir vor, wie die Verfasserin oder der Verfasser sie geschrieben hat und wofür. Manche Zettel sind sehr schlicht gehalten, einige detailliert, fast alle sind mit Kugelschreiber verfasst und oft auf kleinen weißen Notizzetteln aus einem Block. Ich lege die Zettel immer zurück, vielleicht schaut sie sich jemand anderes ja genauso gerne an wie ich.
Wenn ich spazieren gehen, schaue ich meist auf den Boden, auch wenn ich die Bäume und die Wolken liebe, halte ich gern Ausschau nach Steinen. Im März 2016 ging ich durch einen kleinen Park in der Nähe meiner Wohnung und sah etwas Weißes aufblitzen. Es war ein Zettel. Ich betrachtete ihn genauer, es war ein Einkaufszettel. Dafür, dass er auf der Erde gelegen hatte, war er kaum verschmutzt. Ich setzte mich in die Sonne und betrachtete ihn lange. Ich fragte mich, ob ihm jemand aus der Tasche gefallen war? Ich fand den Fundort ungewöhnlich, im Park zückt man selten seine Geldbörse. Der Knick in der Mitte war stark ausgeprägt, so als habe das Papier etwas länger in dieser Position verharrt. Vielleicht hatte ihn jemand eine Zeit lang in der Hosentasche?
Es war schön, was dieser Zettel alles in mir auslöste und zu welchen Fragen er mich verleitete. Die Zutaten schienen für ein umfangreiches Gericht zu sein, vielleicht sogar geplant für einen Besuch oder eine kleine Feier. Mir gefiel die Handschrift, besonders das große „K“ und das „L“, sie waren wie kleine Kunstwerke. Ich mochte den „Filzkleber“, der inmitten der Lebensmittel auftauchte, er tanzte so herrlich aus der Reihe, zudem schien er, so wie das Wort „Bananen“, von jemand anderem dazu geschrieben worden zu sein.
Ich behielt den Zettel und in den darauffolgenden Tagen schweiften meine Gedanken immer wieder ab. Hätte ich die Möglichkeit gehabt, der Verfasserin oder dem Verfasser ein paar Fragen zu stellen, hätte ich sie gerne genutzt. Wer weiß, was für eine Geschichte ich zu diesem Zettel erfahren hätte? Was mir persönlich nicht gelang, ließ ich meine damalige Hauptfigur, die neugierige Astronautin Laura erleben. Sie fand einen Zettel, folgte seiner Spur und traf auf die Köchin June. So entstand nach und nach ihre gemeinsame Geschichte. Was scheinbare Kleinigkeiten auslösen können, fasziniert mich immer wieder, ich denke, dass es sich lohnt, ihnen Aufmerksamkeit zu schenken.

Hier geht es zu „Letzte Zutat Liebe“: https://ylva-verlag.de/buecher/letzte-zutat-liebe/

Bildrechte: (1) K. Salamon; (2) I. Steg.

Über das Glück, mit jemandem eine Geschichte zu schreiben

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„Gasse ohne Mondlicht“

 

 

 

Schreibprojekt mit Jolene Walker

Sechs Monate lang durfte ich mich auf ein Schreibabenteuer einlassen, was in mir tiefe Spuren hinterlassen hat. Es hat mich zum Nachdenken gebracht. Nicht nur über das Schreiben selbst, sondern auch, wie ich anderen Menschen begegne.

Ich folge Jolene Walker seit langer Zeit auf Twitter. Ich mag ihre Tweets über starke Gefühle, wie Sehnsucht, Leidenschaft und Liebe, aber auch über Zweifel und Trauer. Jolene hat den Mut diese Empfindungen klar zu benennen. Dieser Mut findet sich auch in ihren Geschichten. Ihre Figuren stecken oft in einem Strudel aus Gefühlen, sind in ihren Worten und Gesten aber sehr klar und treffen einen damit mitten ins Herz.

Ich arbeitete im letzten Jahr an einer Geschichte, deren Thema mir sehr wichtig ist. Ich habe es schon ein paar Mal erleben dürfen, Menschen zu treffen, die ich sehr mochte, aber nicht klar benennen konnte, in welche konkrete Richtung das Ganze ging. Bevor ich oder der beziehungsweise die andere den nächsten Schritt machte, trennten sich unsere Wege. Ich habe mich gefragt, wie es gelaufen wäre, wenn man den Mut gehabt hätte, sich nur für einen einzigen Abend zu treffen, mit der Übereinkunft, sich gegenseitig Fragen zu stellen und diese ehrlich zu beantworten.                                                         Ich fühlte mich zu Jolenes Art des Schreibens hingezogen. Vielleicht spürte ich auch, dass es eine Art war, die mir zu diesem Zeitpunkt sehr fehlte. Denn die beiden Frauen, Jill und Catrin, blieben trotz meines Vorhabens, sie mutig sein zu lassen, in meiner Geschichte eher oberflächlich. Ich fragte Jolene, ob sie mit mir an der Geschichte arbeiten wolle. Sie sagte zu. Ihre Idee, den Text von Beginn an gemeinsam zu bearbeiten war genau richtig. Wir tauschten uns über die Hintergründe von Jill und Catrin aus und ließen ihr Treffen in einem etwas heruntergekommenen, aber gemütlichen italienischen Restaurant stattfinden. Wir legten weder den Verlauf, noch das Ende der Geschichte fest. Ich machte den Anfang und als ich den Text abgeschickt hatte, erlebte ich etwas sehr Schönes. Mich packte Nervosität und Vorfreude zugleich. Ich, beziehungsweise Catrin, saß in dem Restaurant und wartete.

Wenn man alleine für seine Figuren und den Verlauf der Geschichte verantwortlich ist, weiß man in welche Richtung man will. Man schreibt und webt die Fäden unaufhörlich weiter. Doch unsere Art der Zusammenarbeit zwang mich, abzuwarten was passieren würde. Und so, wie es im Leben auch oft ist, malte ich mir dennoch aus, wie die Begegnung ablaufen könnte. Als Jolene mir den nächsten Abschnitt schickte, traf Catrin auf eine charmante, aber auch vorsichtige Jill, von der ich insgeheim gehofft hatte, sie wäre offener. Ich hatte mir gewünscht, dass Jill das Ruder übernehmen würde und Catrin einfach auf sie reagieren müsse. Zwischen ihnen entstand eine intime und sehnsuchtsvolle Spannung. Keine von beiden wollte diese durch falsche Worte oder Gesten kaputt machen. Mir wurde klar, dass ich die beiden durch meine Vorüberlegungen nicht mehr in eine bestimmte Richtung drängen wollte. Ich verweilte in der jeweiligen Situation, wenn ich den Text abschickte und ließ mich darauf ein, erst zu reagieren, wenn die neue Entwicklung vor mir lag. Ich wusste nie, was mich erwartete und konnte mich nicht darauf vorbereiten, was der neue Abschnitt in mir auslösen würde. Das machte das Schreiben zu einem sehr intensiven Erlebnis.

Diese Erfahrung hat mich verändert. Ich will seitdem anderen Menschen bewusster begegnen. Ich versuche, mir nicht ständig vorzustellen, wie ein Treffen ablaufen könnte oder wünsche mir bestimmte Reaktionen herbei. Ich begebe mich in die Situation und lasse sie mit dem anderen entstehen. Ich spüre, dass diese Herangehensweise mein Schreiben ebenfalls beeinflusst. Ich lasse die Figuren aufeinandertreffen, ohne dass ich das Ende der Szene festlege. Mich durchströmt neuer Mut, die Kontrolle abzugeben und mich ganz und gar auf die Gefühle einzulassen, die im Wechselspiel Moment für Moment entstehen. Und das alles, weil Jolene mir ein „Ja“ geschenkt hat. Ich werde diese Zeit nie vergessen.

 

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Auf den Spuren von Robin Hood – Ein Roman entsteht

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        Von der Suche nach einem Romanthema, einer Recherche, die fast in einem Papierkeller geendet hätte und einer Hauptfigur, die einen realen Helden zum Vorbild hat

 

 

 

Nachdem „Alles nur Kulisse“ veröffentlicht war, begann ich mir Gedanken über eine neue Geschichte zu machen, die das Potenzial für einen Roman haben könnte. Da mich die Figuren und die Thematik lange begleitet hatten, verbrachte ich viele Wochen damit zu überlegen, womit ich mich nun intensiv beschäftigen wollte. Ich wusste, dass es etwas sein musste, was meine Neugierde wecken würde, um bei den Recherchen nicht zu schnell aufzugeben, vor allem wenn es mal knifflig werden sollte und ich wollte ein spannendes Thema auswählen, das hoffentlich auch den Leserinnen und Lesern interessante Details vermitteln würde.

Eines Tages betrachtete ich meine Film- und Büchersammlung und ließ die Erinnerungen der Geschichten auf mich wirken. Robin Hoods Abenteuer lösten jedes Mal vielseitige Gefühle bei mir aus. Zum einen hatte er ein Leben außerhalb der gesellschaftlichen Norm gewählt und blieb doch den Menschen zugewandt. Mehr noch: da ihm selbst große Ungerechtigkeit widerfahren war, tat er alles, um andere davor zu bewahren. Pfiffig, charmant und gewitzt bestahl er die Reichen und verteilte das Geld an die, die es brauchten. Mich berührte der Wille, etwas verändern zu wollen und der Mut, sich gegen die Mächtigen durchzusetzen. Robin machte zudem keinen Unterschied, ob er nur einem Einzelnen helfen konnte oder Vielen, er handelte in dem Bewusstsein, dass jede seiner Gesten, jede kleine Veränderung, wichtig war.

Was würde ich erfahren, wenn ich mich auf die Spuren von Robin Hood begab? Und was für eine Geschichte könnte entstehen, wenn ich Robin in unsere Zeit hineinschreiben würde: als lesbische Frau. Diese beiden Fragen ließen mich nicht mehr los und ich begann zu recherchieren. In der Bibliothek entdeckte ich unter anderem das Buch „Helden gegen das Gesetz“ von Helmut Höfling.

Höfling schrieb in einem witzigen und intensiven Erzählton, der mich später beim Schreiben immer wieder anspornte. Die vielen Fakten, die er in Archiven und alten Schriften recherchiert hatte, brachten mir die Räuberhelden näher, die bis heute den Stoff für Geschichten liefern – auch zur Legende von Robin Hood. Denn dass Robin wirklich existiert hat, konnte bisher nicht bewiesen werden. Auch wenn in der Schatzkammerrolle von Yorkshire für das Jahr 1230 ein gewisser „Robertus Hood fugitivus“ erwähnt wird und Robin Hood um 1400 in Chroniken als historische Gestalt auftaucht, so scheint er doch eine Schöpfung der Volksphantasie zu sein. Diese stützt sich auf die Zeit um 1066, als sich sächsische Bauern und Edelleute gegen die normannischen Eroberer zu Wehr setzen mussten und einige durch ihren Mut hervorstachen.

Doch es gibt einen Mann, der als reales Urbild der literarischen Räuberhauptmänner gesehen werden kann. Am 1. April 1734 wurde Angelus Josephus Duca in der italienischen Provinz Salerno geboren. Er hätte ein Leben als Bergbauer führen können, doch durch einen Streit mit dem Feldhüter des Herzogs, zog er dessen Zorn auf sich. Angelo floh in die Berge und kämpfte von da an für die Unterdrückten, wobei er rohe Gewalt verabscheute und stets eine bestimmende Höflichkeit an den Tag legte. Tausende wählten damals das Leben als Räuber, doch durch seine besondere Art wurde Angelo für die Bevölkerung zum Helden.

Angelos Geschichte inspirierte den deutschen Schriftsteller Christian August Vulpius und er erschuf um 1799 den Räuberhauptmann Rinaldo Rinaldini – diese Figur gibt es bis heute, in neuen Geschichten, Filmen und Theaterstücken. Viele ihrer Charakterzüge wiederum finden sich auch bei Robin Hood. Ich bin sehr dankbar, wie sich manchmal im Leben alles zusammenfügt. Während ich meine Recherchen kurz unterbrach, wurde das vergilbte Buch von Höfling von 1977 aus dem Bestand der Bibliothek ausgesondert. Hätte ich dort später mit der Recherche begonnen, wer weiß, auf welche Quellen ich stattdessen gestoßen wäre und welcher Erzählton mich beim Schreiben begleitet hätte. Das Angebot der Bibliothekarin, mit mir in den Container des Papierkellers zu klettern um das Buch zu suchen, musste ich zum Glück nicht annehmen, da ich noch eine Ausgabe im Internet in einem Antiquariat fand.

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Während der Entwicklung der Geschichte stellte ich mir immer wieder die Frage: Wie würde es meiner Robin in unserer heutigen Gesellschaft gehen, wenn sie sich für andere einsetzte und ihre Interessen hinten anstellte?

 

 

 

 

 

 

Meine Heldin, Robin, wurde mit jeder Zeile, die ich über die alten Räuber las, lebendiger. Was würde ihr in unserer heutigen Gesellschaft widerfahren, wenn sie sich engagierte und für andere einsetzte? Gleichzeitig begann ich nach einer interessanten Frau zu suchen, in die Robin sich verlieben würde. Robin musste oft gegen das Gesetz handeln, wie würde sie sich wohl verändern, wenn ihr Herz plötzlich von einer Frau erobert wird, die voll und ganz hinter diesen Regeln steht? Ich vertiefte mich in die Kriminaltechnik und war fasziniert von der komplexen Arbeit der Techniker und Wissenschaftler. Indem sie die feinsten Spuren sichtbar machen, die kleinsten Details analysieren und diese Indizien zusammenfügen, helfen sie Fälle jeglicher Art aufzuklären. Ich sah eine neugierige Frau vor mir, mit viel Energie und dem Einsatz für das Gute: Hannas und Robins Geschichte konnte beginnen. Ich freue mich, sie endlich mit euch teilen zu dürfen und hoffe, ihr habt viel Vergnügen, die beiden bei ihrer Suche nach Gerechtigkeit und Liebe zu begleiten.

     Weitere Infos zu dem Roman gibt es beim Ylva Verlag: http://ylva-verlag.de/buecher/eine-diebin-zum-verlieben/

Ein Gespräch mit Ulrike Dietmann

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       „Trau dich was!“

 

 

 

 

 

Ulrike Dietmann veröffentlicht Ratgeber und Geschichten, die Leserinnen und Leser dazu bringen, sich auf eine Reise zu begeben, hin zu sich selbst. Nach dem Studium der Philosophie, Theaterwissenschaften, Publizistik und dem Szenischen Schreiben arbeitete die Bad Mergentheimerin als Freie Autorin, schrieb Hörspielgeschichten, Heftromane, Drehbücher und für das Theater. Schon bald half sie anderen Autorinnen und Autoren als Schreibdozentin und -coach und gründete 2008 die „Pegasus-Schreibschule“. Um jedem einen besonderen Weg zu ebnen, einen Pfad zu seiner Authentizität und seinen Gefühlen zu finden, widmet sich Dietmann der pferdegestützten Persönlichkeitsentwicklung. Im Rahmen ihres Unternehmens „Spirit Horse“ bietet sie Workshops an; im Jahr 2009 gründete sie zudem den Verlag „Spiritbooks“. Im Netz findet man Informationen über sie auf ihrer Homepage oder bei Facebook.

Liebe Ulrike, deinem Ratgeber „Heldenreise ins Herz des Autors – Das Handwerk der Inspiration“ hast du folgendes Zitat von Rumi aus dem 13. Jahrhundert vorangestellt:

Klammere dich ans Verrücktsein

Konventionelle Meinungen sind der Ruin unserer Seele,

etwas Geliehenes, das wir mit Eigenem verwechseln.

Da ist es besser, nichts zu wissen;

klammere dich lieber ans Verrücktsein.

Lass die Sicherheit fahren

und sei zu Hause unter den Gefahren.

Lass den guten Namen hinter dir

und nimm die üble Nachrede hin.

Ich habe lange mit vorsichtigen Gedanken gelebt;

jetzt werde ich verrückt werden.

… was bedeuten dir diese Zeilen?

Sie drücken im Wesentlichen das aus, was ich vermitteln möchte. Ich denke, dass viele Menschen mehr wagen und sich trauen sollten, freier zu denken. In jedem von uns steckt ganz viel Potenzial, mehr als man ahnt. Das würde hervorgebracht, wenn man die gewohnten und vorgeschriebenen Pfade verließe und sich traute wilder und verrückter zu sein.

Spiegelt sich diese Zurückhaltung auch bei den deutschen Autorinnen und Autoren wider?

Ja, leider. Ich erlebe das vor allem bei meinen Reisen durch viele verschiedene Länder, denn ich entdecke dort Texte und Geschichten, die nicht nach einem bestimmten Schema geschrieben wurden. Die deutschen Schriftstellerinnen und Schriftsteller sind da eher zurückhaltend. Ich könnte mir vorstellen, dass unsere Literatur davon aufleben könnte und vor allem in anderen Ländern wieder mehr auffallen würde.

Dann würde man als Autor jedoch auch die Angst besiegen müssen, nicht markttauglich zu sein.

Das wichtigste ist, dass die Leser berührt werden. Die Kraft einer Geschichte, eines Textes entwickelt sich nur dann, wenn die Autorin oder der Autor beim Schreiben authentisch war. Wenn er oder sie sich ganz und gar mit dem Thema identifiziert und beschäftigt und mit Leidenschaft und Liebe alles dafür tut, die Worte und seine Botschaft für andere auf das Papier zu bringen, dann wird der Text einen Weg zu seinem Leser finden.

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Warum hast du vor acht Jahren die Pegasus Schreibschule gegründet?

 

 

Ich wollte einen schönen Ort schaffen, an dem kreatives Potenzial frei fließen kann. Ich halte nicht so viel von den klassischen Lernzimmern, bei mir gibt es bequeme Sofas und bunte Stühle und wir gehen zwischendurch raus in die Natur. Durch die Coachings und Workshops möchte ich jedem etwas mitgeben, das er für sich nutzen kann. Ich kann mir in dieser Zeit den einzelnen Menschen anschauen und individuell auf ihn eingehen. Wir sind bei den Workshops meist neun Leute, jeder bringt seine persönlichen, speziellen Ideen mit, die wir vor allem nach dem Modell der Heldenreise ausbauen. Jeder hat eine ganz eigene Stimme und Botschaft und mir ist es wichtig, diese auszugraben. Ich denke, es ist für jeden gut, einen Lehrer zu haben, das erleben wir in vielen Bereichen unseres Lebens. Manchmal kann nur jemand Außenstehendes die Probleme erkennen und benennen oder das Potenzial bestimmter Ideen greifbar machen und dadurch die Entwicklung beschleunigen.

Könntest du das Modell der Heldenreise erläutern?

Die Heldenreise ist ein geniales Modell des Geschichtenerzählens. Damit kann jeder Autor in recht kurzer Zeit lernen, Geschichten zu erzählen, die garantiert spannend sind. Die Heldenreise führt die Hauptfigur durch eine Entwicklung, in der sie eine wahre Veränderung erfährt. Das ist der Kern aller echten Geschichten. Die Heldenreise wird auch in der Persönlichkeitsentwicklung verwendet und ist das effektivste und nachhaltigste Modell für Veränderung, das ich kenne. Sie hört nie auf, mich zu faszinieren. Die Heldenreise beschreibt die Grundstruktur von Geschichten, wie sie zu allen Zeiten in allen Kulturen erzählt wurden. Sie ist deshalb so erfolgreich, weil sie die einzelnen Stadien beschreibt, die die menschliche Psyche durchläuft, wenn sie sich verändert.

Seit 2008 bietest du im Rahmen deines Unternehmens Spirit Horse die spirituelle Persönlichkeitsentwicklung mit Pferden an. Im Umgang mit den Tieren kommt das eigene Innere zum Vorschein. Warum ist das so?

Tiere reagieren auf das Authentische in einem Menschen. Die Pferde nehmen nur Kontakt auf, wenn du ganz und gar du selbst bist, sie zeigen dir den Unterschied zwischen wahrem Sein und falschen Selbst, denn du kannst ihnen nichts vormachen. Pferde erkennen das Lebendige in dir und antworten darauf. Die Begegnungen mit den Pferden laufen für jeden unterschiedlich ab, es sind ganz persönliche Erfahrungen, die dich auf die unterschiedlichsten Weisen stärken.

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Viele deiner Erkenntnisse gibst du auch in Ratgebern wieder. Deine Bücher erscheinen mittlerweile in deinem eigenen Verlag Spiritbooks, das Kernteam besteht aus vier Leuten sowie zwanzig Autorinnen und Autoren. Was hat dich motiviert, es mit einem eigenen Verlag zu versuchen?

 

 

Als ich mich mit den Möglichkeiten beschäftigte, was dieses selbstbestimmte Arbeiten bedeutet, habe ich eine große Befreiung und Freude erlebt. Für alles rund um ein Buch verantwortlich zu sein, für den Inhalt, den Titel und das Cover und für die Autorinnen und Autoren da sein zu können, bringt besondere Erfahrungen und viele schöne Momente mit sich. Und manchmal erreichen mich Texte, die für andere Verlage nicht lukrativ genug wären. Ich freue mich, dass ich diesen Schriftstellern eine Plattform geben kann.

Werfen wir einen Blick hinter die Kulissen, wie entsteht bei euch ein Cover?

Ganz oft haben die Autorinnen und Autoren schon eine eigene Vorstellung davon, diese ergänzen sie dann mit eigenen Fotos; manche kennen auch Malerinnen oder Maler und sie finden Bilder, die zu ihren Texten passen. Wir schauen gemeinsam, welches Bild die emotionale Botschaft am besten rüberbringen kann. Die Entwicklung von Covern ist spannend, denn dabei passieren manchmal unvorhersehbare Dinge. Die Cover fliegen einem regelrecht zu. Wir hatten das Cover für mein Buch „Das Medizinpferd“ schon festgelegt. Kurz darauf klingelte es an meiner Haustür und die Malerin Daniela Roßner fragte mich, ob sie mir ihre Mappe zeigen könnte und mein Cover lag plötzlich vor mir.

Du schreibst jedes Jahr ungefähr zwei Ratgeber, gibst um die fünfzehn Workshops und einzelne Coachings und bildest Trainer in der Heldenreise mit Pferden aus. Wie geht deine Reise weiter?

Im Augenblick entsteht mein erster Online-Lernkurs und ich bin dabei, Filme für YouTube zu machen. Ich bin fasziniert von den vielen Möglichkeiten, die die Entwicklung der Technologie bietet. Da ich ein Mensch mit einer Mission bin, sucht etwas in mir immer nach neuen Wegen, Menschen zu erreichen. Das ist meine Natur: andere zu berühren, Menschen zu begegnen und mit ihnen zu wachsen. Das macht mich glücklich.

Herzlichen Dank für das Gespräch.

 

Bildrechte: Ulrike Dietmann

 

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Veröffentlichungen (eine Auswahl)

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Lieben und Frei sein (2016)

 Reise in die innere Wildnis – Urkraft für den Alltag (2015)

Epona – Die Pferdegöttin (2013)

Heldenreise ins Herz des Autors – Das Handwerk der Inspiration (2012)

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Mehr bei: „Spiritbooks“

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Ein Gespräch mit Franziska Kirchhoff

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„Das Lektorat hat mich sehr gefordert. Durch die Flut an Feedback, habe ich mich zunächst völlig weggespült gefühlt.“

 

 

 

 

Franziska Kirchhoff hat im Frühjahr diesen Jahres ihren Debüt-Roman „Neustart Berlin“ im Ylva Verlag veröffentlicht. In der gefühlvollen und abwechslungsreichen Geschichte geht es um die Turbulenzen eines Neuanfangs, die Unsicherheit beim Kennenlernen eines neuen Menschen und das Entdecken intensiver Gefühle.

In ihrer Freizeit ist die Wahlberlinerin oft mit ihrem Hund Rudi in der Natur unterwegs und erkundet bei langen Spaziergängen vor allem abgelegene Orte. Zudem geht sie gerne joggen, besucht ihre Familie oder trifft sich mit Freunden, zum Beispiel zum gemeinsamen Karaoke-Singen. Ideen für ein neues Schreib-Projekt gibt es bereits, an dem sie vor allem in den frühen Morgenstunden arbeitet.

 

Vielen Dank, dass du dir Zeit für das Interview nimmst. Erzähl doch mal ein wenig über dich, wer bist du, was machst du, wo findet man dich im Netz?

Da startest du zielsicher mit der schwierigsten Frage! Wer bin ich – und wenn ja wie viele?

Ich bin Franziska, die magische 30 habe ich bereits hinter mir gelassen. Wenn ich nicht Unternehmen in Marketing-Angelegenheiten berate, bin ich mit meiner Frau und unserem Hund Rudi zusammen. Seit 2011 leben wir in Berlin. Ich mag die Anonymität der Großstadt, die hat mir in dem kleinen Ort in Brandenburg, wo ich aufgewachsen bin, gefehlt. Was mich immer noch mit diesem Ort verbindet, ist meine Familie – die steht für mich über allem – und die Natur. Ich mag Aktivität, bin aber wenig spontan. Ich treib gern Sport, passe mich aber ungern dem Tempo anderer an. Ich bin sehr kritisch, aber keine Angst – am meisten mit mir selbst. Im Netz findet man mich bevorzugt auf Facebook. Ich freue mich über jeden Like für meine Autorenseite und weiß ehrliches Feedback wirklich sehr zu schätzen!

Wie lange schreibst du schon?

Angefangen hat das in der ersten Klasse, mit dem ABC. Mein Schriftbild ist in etwa auf diesem Stand geblieben. Ich hatte schon immer eine recht blühende Phantasie. In der Grundschule habe ich begonnen, meine erste Geschichte aufzuschreiben. Ich bin mir nicht sicher, ob ich bis zum Ende durchgehalten habe. Falls ja, gab es sicherlich ein Happy End – und vermutlich auch ein Einhorn. Dann hatte ich eine Durststrecke, die von der schlimmen Phase der Pubertät unterbrochen wurde. In dieser Zeit habe ich mich an Gedichten versucht. Es ging um Weltschmerz, verschmähte Liebe und glücklicherweise auch irgendwann um das Geschenk der Gefühlserwiderung. Dann kam wieder eine Weile nichts – das Gefühl musste ja schließlich ausgekostet werden. Während des Studiums kehrte irgendwann meine Lust am Schreiben zurück. Nach ein paar eher privat motivierten Kurzgeschichten entstand schließlich „Neustart Berlin“ bzw. „Einfach ein Gefühl“ – so lautete der ursprüngliche Arbeitstitel.

Wodurch hast du deine Leidenschaft für das Schreiben entdeckt?

Am Anfang war das Schreiben ein Ventil für mich. Ich habe Tagebuch geführt, dadurch Erlebnisse besser reflektiert und erkannt, dass es mir gut tut, mich auf diese Weise mit mir selbst auseinanderzusetzen. Mir fiel es schon immer sehr viel leichter Gefühle schriftlich auszudrücken. Inzwischen ist das Schreiben für mich zu einer Art Auszeit geworden. Ich tauche dann in eine ganz andere Welt ein. Plötzlich geht es nicht mehr um mich, meine Probleme oder Erlebnisse. Mich gedanklich und emotional komplett auf diese Phantasie einzulassen, gibt mir neue Energie, macht mich ganz munter und beflügelt so wiederum meine reale Welt.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit dem Ylva Verlag?

Ich würde sagen, es war Glück in letzter Minute. Ich hatte Kontakt zu mehreren Verlagen, die unterschiedliche Bedingungen an eine Zusammenarbeit stellten. Teilweise konnte oder wollte ich dem nicht gerecht werden. Ich stand kurz davor, mein Manuskript im Self-Publishing herauszubringen. Dann kam die Zusage vom Ylva Verlag und hier stimmte glücklicherweise alles: mein Gefühl und die Vertragsbedingungen.

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Was hast du beim Lektorat über deinen Schreibstil gelernt? Kam neuer Input hinzu bzw. Vorschläge, die du beim nächsten Projekt intensiv umsetzen wirst?

Das Lektorat hat mich sehr gefordert – als Autorin, aber auch als Mensch. Da kam auf einmal so eine Flut an Feedback, dass ich mich zunächst völlig weggespült gefühlt habe. Ich musste erst lernen, dass ich mein Buchstaben-Baby nicht beschützen muss. Nachdem ich Denise, meine Lektorin, kennengelernt habe, wurde alles viel leichter. Wir haben Szenen gekürzt, umgestellt und einige neue Übergänge geschaffen. Ich neige dazu, Szenen zu schnell auszublenden, meine Kopfkamera springt einen Tick zu voreilig ins nächste Bild. Diese Erkenntnis ist eine von vielen, die ich in zukünftigen Projekten beherzigen werde.

Wie integrierst du das Schreiben in deinen Alltag?

In der Regel klingelt mein Wecker um 5 Uhr. Da ich kein Snoozer bin, springe ich dann auch sofort aus dem Bett – in regen Schreibphasen sogar höchst motiviert. Um in einer Arbeitswoche auch privat kreativ und produktiv zu sein, nutze ich die Morgenstunden. Ich brauche Ruhe und muss geistig noch ganz unverbraucht sein. Nach der Arbeit bin ich nicht mehr in der Lage auch nur einen geraden Satz zu denken. Am Wochenende fällt es mir verrückter Weise schwerer mir diesen Freiraum zu schaffen oder die Selbstdisziplin aufzubringen, um mich mehrere Stunden vor den Rechner zu klemmen.

Wie viel Zeit investierst du pro Woche ins Schreiben?

Das ist ganz unterschiedlich. Es gab Zeiten, da schrieb ich jeden Morgen ein bis zwei Stunden. Momentan befinde ich mich allerdings in einer schreibfreien Phase. Das ist aber nicht untypisch für mich, da sich mein Fokus immer mal wieder verschiebt. Ich habe das nächste Projekt schon fest im Blick, mir fehlt nur noch der letzte Motivationsschub.

Wie entsteht bei dir eine Geschichte, von der ersten Idee bis zum fertigen Text?

Hm. Ich wünschte, ich wüsste das so genau. Häufig komme ich gar nicht weiter als bis zur ersten Idee. Die ist dann aber auch wirklich der Anfang der Geschichte, wäre also quasi das erste geschriebene Kapitel. Gedanklich stehen die Ausgangssituation und zumindest die Charakterzüge des Hauptprotagonisten fest, bevor ich Entwicklungsszenarien durchspiele. Ich grübele oft schon sehr detailliert über Szenen oder Dialoge nach – lange bevor ich das erste Wort geschrieben habe. Wenn ich dann endlich zu schreiben beginne, entwickelt sich eine ganz eigene Dynamik, die ich gar nicht wirklich kontrollieren kann. Häufig wird alles, was ich in meinen Gedankenexperimenten schon beschlossen hatte, komplett über den Haufen geworfen und neu kreiert. Die nächste Session beginnt immer damit, dass ich das zuletzt geschriebene lese und überarbeite. Danach bin ich wieder ganz in dem Gefühl drin und kann weiterschreiben. Leider muss ich zugeben, dass es für mich keinen wirklich finalen Text gibt. Würde man mir „Neustart Berlin“ zum Editieren reichen, würde ich mit Sicherheit Änderungen und vermeintliche Verbesserungen vornehmen.

Wodurch formst du dein Schreiben? Liest du zum Beispiel Schreibratgeber, oder bist du in bestimmten Foren unterwegs?

Am Anfang habe ich mich durch ein paar Foren und Blogs gelesen. Aber ich bin kein rationaler Theoretiker. Ich muss selbst erleben, was bewusst eingesetzte Schreibtaktiken mit mir als Leser machen. Daher hat sich meine Art des Lesens verändert. Ich achte mehr auf Erzählperspektiven, Figurenentwicklung und das Verhältnis zwischen beschreibenden Passagen und Dialogen. Trotzdem fällt es mir schwer, mich in meinem Schreib-Flow zu bremsen, das Bauchgefühl kurz auszuschalten und stattdessen den eigenen Text analytisch zu bewerten. Glücklicherweise habe ich einen besten Freund, der meine Texte leidenschaftlich gern auseinanderpflückt.

Möchtest du deinen Leserinnen und Lesern noch etwas mitteilen?

Ich liebe es, wenn mich eine Geschichte richtig packt und ich in Lesepausen oder nach dem Auslesen noch ein wenig die Emotion der Story in mir trage oder sich meine Gedanken verselbstständigen und weiter um die Handlung kreisen. Daher wünsche ich den Leserinnen und Lesern ganz viele solcher tollen, einnehmenden Lesemomente und würde mich freuen, mit meinem Schreiben etwas dazu beitragen zu können. Übrigens bin ich sehr neugierig auf die „Neustart Berlin“ Leseerfahrungen – also gern her damit!

Bildrechte: Franziska Kirchhoff