Wie entsteht ein Buchcover?

In diesem Beitrag möchte ich dir erzählen, wie meine Buchcover in Zusammenarbeit mit dem Ylva Verlag entstehen und warum das für mich immer wieder eine besondere Zeit ist.

Wie gehst du vor, wenn du einen Buchladen aufsuchst, um dir ein neues Buch zu kaufen oder im Internet stöberst? Wovon lässt du dich leiten? Was genau an einem Cover berührt dich und spricht dich an?

 

Diese drei Bücher habe ich mir zuletzt gekauft, weil die Cover mich gepackt haben.

 

Das Eintrittstor in die Geschichte

Wenn ich nicht ganz gezielt nach der Neuerscheinung meiner Lieblingsautorin oder meines Lieblingsautors schaue, lasse ich meinen Blick über die Cover der Bücher schweifen. Was mich immer als erstes einnimmt, ist die Farbe eines Einbandes beziehungsweise eines Bildes. Suche ich zum Beispiel nach etwas gefühlvollem, sprechen mich helle Farben an und ist mir nach etwas nachdenklicherem, reagiere ich vor allem auf dunklere Farben. Ein Cover sollte somit vor allem die Atmosphäre eines Buches wiedergeben, um die eigene Gefühlswelt anzusprechen.

Für mich ist das Buchcover der Eingang, zu der Welt, die sich dahinter verbirgt.

Stell dir vor, wir stehen an einem Tor vor einem umzäunten Park. Das Tor ist aus Holz, die hellblaue Farbe ist abgesplittert, über seinen beiden Pfählen rankt Efeu und die Wurzeln eines Baumes haben sich durch den Zaun gedrückt. Ein Gewitter zieht auf und dicke, graue Wolken wandern über unseren Köpfen am Himmel entlang. Würden wir durch das Tor gehen, würde ich dahinter hohe Bäume erwarten, wilde Büsche, Krähen in den Ästen und unbeschnittene Rosensträucher. Und du?

Am nächsten Tag besuchen wir einen anderen Park, er ist ebenfalls umzäunt. Der goldenen Türknauf des schwarzen Eisentores glänzt in der Sonne. Der Himmel strahlt in hellem Blau. Vor den Pfählen des Tores befinden sich zwei Steinkübel mit gelben Rosen, die an Stöcken hochgebunden in die Höhe ragen. Wenn wir hindurchgehen, hätte ich die Erwartung, dass wir weite Flächen mit jungen Bäumen, kurzgeschnittenem Gras und gepflegten Blumenbeeten sehen würden. Du auch?

Genauso, wie dieser erste Eindruck des Eingangsbereiches bestimmte Erwartungen an das „Dahinter“ schürt, tut dies auch ein Cover.

Farben, Motiv, Details und Titel – Ein Zusammenspiel

Wenn ich mich von den Farben eines Buches angezogen fühle, lasse ich die weiteren Details auf dem Bild auf mich wirken, danach lese ich den Titel. Gefällt er mir, betrachte ich das Bild noch mal genauer. Denn genauso, wie der Titel mir bereits etwas über den Inhalt verrät, finden sich in dem Bild vielleicht weitere Informationen zu der Geschichte.

Betrachten wir gemeinsam die Cover der letzten drei Bücher, die ich mir gekauft habe. Der Titel „Die Zutaten zum Glück“ hätte zunächst eine Anspielung auf alle möglichen Zutaten sein können, jedoch geben die Bild-Details einen weiteren Hinweis auf die Geschichte. Tatsächlich ist die Hauptfigur eine leidenschaftliche Köchin, allerdings wird sie vor allem für ihre Kuchen von allen umschwärmt.

In der Geschichte „Weihnachten auf Samtpfoten“ taucht neben der weiblichen Hauptrolle eine weitere auf: eine Katze.

Das Cover von „Meine Freundin Angst“ ist künstlerisch und liebevoll gemalt. Meera Lee Patel hat sowohl das Cover, wie auch das gesamte Buch, selbst gestaltet. Das Zusammenspiel der dunklen und hellen Farben unterstützt die Wortkombination ‚Angst und Freundin‘ (negativ/positiv) des Titels.

 Die Essenz der Geschichte

Du kennst diese Situationen vielleicht auch, wenn du einen vielfältigen Inhalt in nur wenigen Worten wiedergeben sollst, zum Beispiel deinen Lebenslauf. Du überlegst dir vielleicht als erstes, wem du das Ganze erzählen wirst. Du fragst dich, was denjenigen besonders interessieren könnte und daraus ergibt sich die Frage, was ist die Essenz des Ganzen?

Ähnlich gehen ich und mein Verlag vor, wenn wir ein Cover planen und gestalten. Es geht um die Atmosphäre und den Kerninhalt des Buches, um dir als Leser*in einen ersten Eindruck zu geben, worauf du dich freuen kannst.

Das Grundgefühl in einem Bild

Wenn ich eine Geschichte schreibe, begleitet mich durchgängig ein bestimmtes Gefühl, welches ich am besten in Farbtönen wiedergegen kann. In meinem Roman „Letzte Zutat Liebe“ sind die beiden Hauptfiguren eine Köchin und eine Astronautin. Es geht um Düfte und Aromen, aber auch um die intensiven Farben unseres schönen Planeten beim Blick aus dem Weltall. Unnatürliche oder zu grelle Farben hätten in diesem Fall nicht zur Atmosphäre der Geschichte gepasst.

 

Der Ylva Verlag bezieht mich als Autorin in die Covergestaltung sehr stark mit ein. Vorab gibt es einen Fragebogen, der ihnen und dem Grafiker bzw. der Grafikerin helfen soll, meine Wünsche zu verstehen. Dort führe ich drei Beispiel-Cover von anderen Autorinnen aus dem gleichen Genre auf, um die Atmosphäre wiederzugeben, die in der Geschichte bestimmend ist. Hier geht es vor allem wieder um die Farbgebung, aber auch um die Anordnung auf dem Cover. Als weiteren Punkt zähle ich wichtige Motive auf, die eventuell zu sehen sein sollten. Die Verlegerin bespricht diese Ideen mit dem bzw. der Coverdesigner*in und sie lassen ihre gesammelten Erfahrungen mit hineinfließen.

Das Cover von „Letzte Zutat Liebe“ zu sehen, war für mich sehr berührend, denn ich hatte es mir in dem Stil erhofft und Dank der engen Zusammenarbeit im Vorfeld, gab es dieses Ergebnis. Ich finde, der Astronautenhelm und die Kochutensilien verraten schon einiges über die Hauptfiguren und die Themen. Die ungewöhnliche Kombination auf der Arbeitsplatte macht neugierig.

Es ist für mich immer ein sehr bewegender Moment, wenn das Cover fertig ist, denn ich weiß, es wird das Erste sein, was du zu sehen bekommst. Nach bis zu zwei Jahren Arbeit an der Geschichte, kann ich dir endlich das Tor zeigen, durch das es hindurch geht, in die Welt, die ich dir so gerne zeigen möchte.

Mein absolutes Lieblingscover ist übrigens dieses:

Ich mag Bilder von Händen sehr gerne und ich liebe Filme, deshalb finde ich diese Kombination besonders toll. Zudem ist „Liebe à la Hollywood“ auch eine meiner Lieblingsgeschichten geworden. Das Cover hat also gehalten, was es versprochen hat.

Hast du ein Lieblingscover? Findest du meine Herangehensweise und die vom Ylva Verlag gut, oder gibt es noch andere Dinge, die du dir auf einem Cover wünschen würdest? Ich bin sehr neugierig, was du darüber denkst und würde mich freuen, wenn du mir etwas dazu schreibst (inaspostkasten@ina-steg.de).

Herzlich

deine Ina