Wie stellt man eine Illustratorin am besten vor? Durch ihre Werke. Geredet haben wir aber auch. Viel Spaß mit Magdalena Wiegner.
Der fliegende Stoffwahl
Stereotypen durchbrechen
Liebe Magdalena, wie kam es dazu, dass du heute als Illustratorin tätig bist?
Ich zeichne seit dem Kindergarten und habe nie aufgehört. Keine Illustratorin zu werden, wär in meim Fall wie Essen wegschmeißen. Gottseidank bin ich einfach dabei geblieben und hab nicht stattdessen „was sinnvolles“ gelernt. Mein Leben ist großartig und ich feiere es mega, auch wenns in Coronazeiten ein wenig mit der Kohle hakt.
Wie bereitest du dich vor, wenn du die Aufgabe hast, ein Thema „live“, zum Beispiel während eines Workshops oder Meetings zu illustrieren?
Ich les mir kurz die Agenda durch, zeichne das Überschriftenbanner vor und das wars, der Rest is freestyle.
Du widmest dich mit deiner Kunst verschiedenen Bereichen. Wie gestaltest du deine Woche?
Jeder Tag ist anders; ich starte immer mit Sport, Atemübungen und kalt duschen. Dann schaue ich was gesellschaftlich ansteht: Orga, Steuer, Kundentelefonate, Auftragsjobs, etc. Wenn alles terminliche geregelt ist, arbeite ich an meiner Kunst; Streetart wie Sticker und Paste-updesigns, Kollaborationen mit anderen Künstlern, Digital Painting, die aus meinen Traumtagebüchern inspiriert sind, Zeichenvideos für meinen You Tube Kanal und mein Tutorialpaket, das im nächsten Jahr rauskommt. Aktuell: einrichten meines neuen Onlineshops, Kunstprodukte herstellen und verkaufbar gestalten … das ist so viel, da kann es gar keine Ordnung geben, aber ich hab alle Baustellen im Blick und jongliere sie langsam nach oben.
„Kitsch geht gar nicht“
Metamorphosis_cover
Deine Urban und Street Art Zeichnungen brechen mit Stereotypen und verschiedene Welten vermischen sich. Wie hast du diese Art zu zeichnen entwickelt?
In erster Linie durch das Abstoßungs- und Anziehungsprinzip – was mag ich, was nicht. Jeder Stil ist letztlich ein best of von allem was ich toll finde. Ich liebe zum Beispiel den schmutzigen Strich von Mr. Dean Tailor, Herakut oder Ralph Steadman, feiere das träumerische Farbkonzept sowie die Körperformen des Animes Tekkonkinkreet. Ich liebe die Dynamik und den Mut zur Hässlichkeit, den Tank Girl Comics repräsentieren und mag es Schönheitsstereotypen zu durchbrechen indem ich kleine, weit auseinanderstehende Augen, abstehende Ohren und große Nasen zeichne. Der Witz ist; meine Figuren sind trotzdem attraktiv – man muss nicht immer 15-Jährige mit Riesentitten zeichnen um eine schöne Frau darzustellen. Dieses Kindchenschema langweilt mich einfach zu Tode. Auch meine Tiercharaktere, die Orbles, sind immer etwas unförmig, dicklich, fashionqueer und weird – das ist mir wichtig. Sie müssen alle immer gerade an der Grenze zwischen zauberhaft und unheimlich sein, dann sind sie gut. Kitsch geht gar nicht, davon gibt es leider schon viel zu viel … und ich leide ganz arg darunter.
Woher nimmst du die Ideen für deine Bilder?
Aus meinen Traumtagebüchern hauptsächlich. Ich sammle meine Träume und habe nun langsam begonnen, diese in Bilder umzusetzen. Das war ein langer Weg dorthin, aber nun bin ich mit meinem Stil endlich soweit zufrieden, dass ich professionell damit arbeiten kann.
Wie tankst du auf? Brauchst du manchmal Pausen von deiner Kunst, oder ist sie stets in deinem Alltag verwoben?
Mein Kopf rattert immer, das ist nicht abstellbar. Den künstlerischen Teil möchte ich auch nicht abstellen – den gesellschaftlichen schon. Den krieg ich mit viel Sport, Festivals, Camping, Lesen und Freestyle-Jamsessions beruhigt. Das ist auch wahnsinnig wichtig.
Warrior
Homepage und Shop
www.magdalenawiegner.com
Digital art: https://www.instagram.com/magdalenawiegner/
Urban Art: https://www.instagram.com/orble_vizuals/
Business Illustrations: https://www.instagram.com/sauschnell_illus/
You Tube: https://www.youtube.com/channel/UCPm-kV7wVjlKS0IJV3bzchQ
Bildrechte: Alle Bildrechte liegen bei Magdalena Wiegner.